Fußball mal anders III
Fragen wir uns doch mal ehrlich, geneigter Leser, was bringt die Bekloppten und Bescheuerten, nachfolgend Fans genannt, dazu, jede Woche in irgendein Stadion zu gehen?
Zunächst einmal sollte man sich vor Augen halten, dass im professionellen Mannschafts- Zuschauersport Unsicherheit über den Ausgang eines Wettkampfes produziert wird. Dies bedeutet, dass je länger das Ergebnis offen bleibt, desto größer die Attraktivität und Anziehungskraft eines Wettkampfes für die zahlenden Zuschauer. Nur so kann ich mir übrigens den irrationalen Schritt erklären, Mitte der zweiten Halbzeit noch den vollen Eintrittspreis zu löhnen.
Da die schon erwähnte Unsicherheit am ehesten erreichbar ist, wenn alle Mannschaften über gleich gute Spielerqualitäten verfügen, wäre es doch mal ganz witzig, wenn die Spieler der einzelnen Ligen vor der Saison den Klubs zugelost werden.
Spaß beiseite, es ist nun mal so, dass sich die Spannung in unseren Fußballstadien daher aufbaut, dass zwar jeder jeden im einzelnen Spiel schlagen kann, aber nicht jeder Meister werden kann.
Abseits der Unsicherheit über den Ausgang eines Spiels gibt es natürlich noch ganz subjektive Erwartungen, die unser Fußballfan an den Besuch im Stadion knüpft.
Es gilt als Grundlage festzuhalten, dass so ein Sportereignis für den Einzelnen eben nur dann stattfindet, wenn er „da“ ist. In bezug auf Fernseh- und Radioübertragungen wird jeder Fan die folgende Antwort geben: „Das ist doch nicht das gleiche!“
Tja, und wie das so bei Ereignissen ist, ist nichts mehr da, wenn es vorbei ist. Auch wenn der ein oder andere Fan am liebsten bis zum Erlöschen der Flutlichtanlage verbleiben würde, wodurch er sich regelmäßig den Missmut der Ordnungskräfte zuzieht.
Der Einzelne geht also der Illusion nach, angenehme, spannende etc. Stunden zu verbringen, doch er wird nicht mehr erhalten als die Erinnerung an eben eine angenehme oder auch unangenehme Zeit.
Was die Erinnerung bewirkt, bleibt subjektiv, vage, unsicher – beeinflusst aber entscheidend die künftige Nachfrage. Denken wir etwa an die Freude über das Ergebnis, den schwierig zu findenden, überfüllten und teuren Parkplatz, den ungenügenden Einsatz der Spieler, das Zusammensein mit Freunden, das Fallen vieler Tore, das mehr oder minder attraktive Pausenprogramm, Ausschreitungen der Fans, der „persönliche“ Kontakt zu Spielern oder einfach nur die zeitweilige Verdrängung aller Problemfelder.
Manchmal gehen Fans auch nur wegen der Gästemannschaft ins Stadion, um die Stars mal „live“ zu sehen. Aber eigentlich möchten Zuschauer auch ihre eigene Mannschaft siegen sehen. Je höher also auf den Gewinn der eigenen Mannschaft gesetzt wird, desto höher müssten die Zuschauerzahlen sein. Sind sie aber nicht.
Dann gibt es natürlich noch die sogenannten Residualfaktoren, wie: Zeit (Wochenende, Jahreszeit), Zustand des Stadions und die klimatischen Faktoren.
Nicht zu vergessen sind die Unterhaltungs- und Geselligkeitselemente, wie VIP-Logen, in denen man nicht nur besonders gut sieht, sondern auch gesehen wird und durch die man eine soziale Differenzierung zum „normalen“ Fan in der Kurve hervorragend demonstrieren kann. Da wird dann das eigentliche Sportgeschehen zum Inszenierungselement inmitten eines breit gefächerten Erlebnisprogramms degradiert.
Bevor dieser Text jetzt ins Uferlose abtreibt, schließe ich mit der, meiner Meinung nach, einzig absolut richtigen Aussage zum Thema: Was treibt diese Leute dazu ins Stadion zu gehen? – Jeder wird wohl seine höchst eigenen Gründe haben und diese wechseln auch noch von Spiel zu Spiel.
Ich z.B. gehe zum Arbeiten hin.
Karsten Görsdorf, Berlin, Februar 2001
Zunächst einmal sollte man sich vor Augen halten, dass im professionellen Mannschafts- Zuschauersport Unsicherheit über den Ausgang eines Wettkampfes produziert wird. Dies bedeutet, dass je länger das Ergebnis offen bleibt, desto größer die Attraktivität und Anziehungskraft eines Wettkampfes für die zahlenden Zuschauer. Nur so kann ich mir übrigens den irrationalen Schritt erklären, Mitte der zweiten Halbzeit noch den vollen Eintrittspreis zu löhnen.
Da die schon erwähnte Unsicherheit am ehesten erreichbar ist, wenn alle Mannschaften über gleich gute Spielerqualitäten verfügen, wäre es doch mal ganz witzig, wenn die Spieler der einzelnen Ligen vor der Saison den Klubs zugelost werden.
Spaß beiseite, es ist nun mal so, dass sich die Spannung in unseren Fußballstadien daher aufbaut, dass zwar jeder jeden im einzelnen Spiel schlagen kann, aber nicht jeder Meister werden kann.
Abseits der Unsicherheit über den Ausgang eines Spiels gibt es natürlich noch ganz subjektive Erwartungen, die unser Fußballfan an den Besuch im Stadion knüpft.
Es gilt als Grundlage festzuhalten, dass so ein Sportereignis für den Einzelnen eben nur dann stattfindet, wenn er „da“ ist. In bezug auf Fernseh- und Radioübertragungen wird jeder Fan die folgende Antwort geben: „Das ist doch nicht das gleiche!“
Tja, und wie das so bei Ereignissen ist, ist nichts mehr da, wenn es vorbei ist. Auch wenn der ein oder andere Fan am liebsten bis zum Erlöschen der Flutlichtanlage verbleiben würde, wodurch er sich regelmäßig den Missmut der Ordnungskräfte zuzieht.
Der Einzelne geht also der Illusion nach, angenehme, spannende etc. Stunden zu verbringen, doch er wird nicht mehr erhalten als die Erinnerung an eben eine angenehme oder auch unangenehme Zeit.
Was die Erinnerung bewirkt, bleibt subjektiv, vage, unsicher – beeinflusst aber entscheidend die künftige Nachfrage. Denken wir etwa an die Freude über das Ergebnis, den schwierig zu findenden, überfüllten und teuren Parkplatz, den ungenügenden Einsatz der Spieler, das Zusammensein mit Freunden, das Fallen vieler Tore, das mehr oder minder attraktive Pausenprogramm, Ausschreitungen der Fans, der „persönliche“ Kontakt zu Spielern oder einfach nur die zeitweilige Verdrängung aller Problemfelder.
Manchmal gehen Fans auch nur wegen der Gästemannschaft ins Stadion, um die Stars mal „live“ zu sehen. Aber eigentlich möchten Zuschauer auch ihre eigene Mannschaft siegen sehen. Je höher also auf den Gewinn der eigenen Mannschaft gesetzt wird, desto höher müssten die Zuschauerzahlen sein. Sind sie aber nicht.
Dann gibt es natürlich noch die sogenannten Residualfaktoren, wie: Zeit (Wochenende, Jahreszeit), Zustand des Stadions und die klimatischen Faktoren.
Nicht zu vergessen sind die Unterhaltungs- und Geselligkeitselemente, wie VIP-Logen, in denen man nicht nur besonders gut sieht, sondern auch gesehen wird und durch die man eine soziale Differenzierung zum „normalen“ Fan in der Kurve hervorragend demonstrieren kann. Da wird dann das eigentliche Sportgeschehen zum Inszenierungselement inmitten eines breit gefächerten Erlebnisprogramms degradiert.
Bevor dieser Text jetzt ins Uferlose abtreibt, schließe ich mit der, meiner Meinung nach, einzig absolut richtigen Aussage zum Thema: Was treibt diese Leute dazu ins Stadion zu gehen? – Jeder wird wohl seine höchst eigenen Gründe haben und diese wechseln auch noch von Spiel zu Spiel.
Ich z.B. gehe zum Arbeiten hin.
Karsten Görsdorf, Berlin, Februar 2001
viasion - 2. Feb, 11:48