Tage wie diese...
…gibt es wie Sand am Meer. Nichts ist an ihnen, was sie besonders machen würde. Wäre da nicht heute nach zwei Wochen ein Französischkurs zu ende gegangen, von dem ich hoffe, ihn mit einer zumindest durchschnittlichen Klausur erfolgreich beendet zu haben. Die Besonderheit hieran, der Leser möge mir verzeihen, dass ich dazu etwas weiter aushole, liegt in der aufgefrischten Sprache: Französisch. Denn die Geschichte vom Französischen und mir ist eine leidige. Zog der nette Herr hinter dem Schreibtisch zur Einschreibung in diesen Kurs noch ungläubig die Augenbrauen hoch und meinte, ich solle mich doch für einen Fortgeschrittenen- statt einem Anfängerkurs entscheiden, wenn ich schon fünf Jahre Französisch in der Schule gehabt hätte, so hätte er mich in der ersten Stunde im Kurs sehen sollen, um sein Erstaunen zu bereuen. Denn vom Französisch hatte ich soviel Ahnung wie der Papst von Verhütung.
Nun, mag sich der Leser fragen, was macht der feine Herr eigentlich fünf Jahre lang in der Schule, ohne irgendwas mitzunehmen? Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt und ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Ich war wohl nicht einer der Motiviertesten in Sachen romanischer Sprachen, zum einen. Zum anderen möchte ich aber einen nicht geringen Teil der Schuld auf andere abwälzen, nämlich auf unseren Lehrkörper, im Speziellen denen, denen es angetragen war, aus uns frankophone Abiturienten zu machen. Ersteres scheiterte wie eben erwähnt, letzteres ging doch irgendwie glatt. Was ich mich auch damals schon immer fragte war, wie ein Russischlehrer auf einen Schlag zum Französischlehrer mutieren konnte. Ehrlich gesagt, bin ich dahinter bis heute nicht gestiegen und habe mir nur folgende Theorie gebastelt: Die mit Studienrat betitelten Lehrer waren uns selbst nur 20 Seiten im Buch voraus. Oder anders: während sie die Vokabeln von Unité 20 paukten, versuchten sie uns gleichzeitig die Grammatik von Unité 10 als plausibel zu verkaufen. Klar, dass da irgendwas schief gehen muss und klar auch, dass man ganz schnell hinter die angesetzten Lehrziele zurückfällt. Aber wen stört es, wenn man die demotivierte Schülerbande im nächsten Jahr dem ungeliebten Kollegen anhängen kann. In fünf Jahren hatte ich gut fünf verschiedene didaktische Fachkräfte in Sachen Französisch vor mir. Jeder dieser Kompetenzen musste am Anfang des Jahres mit einer stetig größer klaffenden Lücke zwischen unserem Können und dem Können-Sollen klar kommen. Ich möchte auch überhaupt nicht nachtragend wirken, aber die Hau-Drauf-Didaktik, die in diesen Stunden ihrer lustvollen Auslebung frönte, erschien mir auch nicht unbedingt der Schülermotivation förderlich, um nicht zu sagen, gänzlich abträglich zu sein. Irgendwann hasste ich diese Sprache nur noch und nutze die erste mir gebotene Chance auf eigenverantwortliche Zukunftsplanung: Ich wählte sie ab.
Sechs Jahre später sitze ich nun in einem Kurs, dargeboten von zwei Muttersprachlern, die selbst die Universität noch aus meiner Perspektive kennen und zudem den Arbeitseifer und die Begeisterung für ihren Job mitbringen, die nur Berufsanfängern innewohnt, oder solchen die einen dieser Berufe ergriffen haben, von denen wir nur Tagträume haben, wie: Tourismusjournalist oder Frührentner. In der Aura dieser beiden lernten meine lieben Kommilitonen –von denen nicht wenige mein Französisch-Lern-Schicksal tragen- und ich in zwei Wochen mehr als in zwei Jahren Schule. Ich sollte mich bei den beiden bedanken und ihnen wünschen, dass sie sich diese Motivation erhalten und weiter auf uns, die Studenten übertragen.
Das ist nun einer dieser Tage, an denen man etwas geschafft hat, ein kleines Stückchen und doch etwas nicht zu Verachtendes. Diese Tage sind es, die einen wachsen lassen und die der Grund dafür sind, dass man sich über den Sonnenschein freuen kann, wie ein Kind über neues Lego zu Weihnachten. Einer dieser Tage eben.
kyniker, Februar 2004
Nun, mag sich der Leser fragen, was macht der feine Herr eigentlich fünf Jahre lang in der Schule, ohne irgendwas mitzunehmen? Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt und ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Ich war wohl nicht einer der Motiviertesten in Sachen romanischer Sprachen, zum einen. Zum anderen möchte ich aber einen nicht geringen Teil der Schuld auf andere abwälzen, nämlich auf unseren Lehrkörper, im Speziellen denen, denen es angetragen war, aus uns frankophone Abiturienten zu machen. Ersteres scheiterte wie eben erwähnt, letzteres ging doch irgendwie glatt. Was ich mich auch damals schon immer fragte war, wie ein Russischlehrer auf einen Schlag zum Französischlehrer mutieren konnte. Ehrlich gesagt, bin ich dahinter bis heute nicht gestiegen und habe mir nur folgende Theorie gebastelt: Die mit Studienrat betitelten Lehrer waren uns selbst nur 20 Seiten im Buch voraus. Oder anders: während sie die Vokabeln von Unité 20 paukten, versuchten sie uns gleichzeitig die Grammatik von Unité 10 als plausibel zu verkaufen. Klar, dass da irgendwas schief gehen muss und klar auch, dass man ganz schnell hinter die angesetzten Lehrziele zurückfällt. Aber wen stört es, wenn man die demotivierte Schülerbande im nächsten Jahr dem ungeliebten Kollegen anhängen kann. In fünf Jahren hatte ich gut fünf verschiedene didaktische Fachkräfte in Sachen Französisch vor mir. Jeder dieser Kompetenzen musste am Anfang des Jahres mit einer stetig größer klaffenden Lücke zwischen unserem Können und dem Können-Sollen klar kommen. Ich möchte auch überhaupt nicht nachtragend wirken, aber die Hau-Drauf-Didaktik, die in diesen Stunden ihrer lustvollen Auslebung frönte, erschien mir auch nicht unbedingt der Schülermotivation förderlich, um nicht zu sagen, gänzlich abträglich zu sein. Irgendwann hasste ich diese Sprache nur noch und nutze die erste mir gebotene Chance auf eigenverantwortliche Zukunftsplanung: Ich wählte sie ab.
Sechs Jahre später sitze ich nun in einem Kurs, dargeboten von zwei Muttersprachlern, die selbst die Universität noch aus meiner Perspektive kennen und zudem den Arbeitseifer und die Begeisterung für ihren Job mitbringen, die nur Berufsanfängern innewohnt, oder solchen die einen dieser Berufe ergriffen haben, von denen wir nur Tagträume haben, wie: Tourismusjournalist oder Frührentner. In der Aura dieser beiden lernten meine lieben Kommilitonen –von denen nicht wenige mein Französisch-Lern-Schicksal tragen- und ich in zwei Wochen mehr als in zwei Jahren Schule. Ich sollte mich bei den beiden bedanken und ihnen wünschen, dass sie sich diese Motivation erhalten und weiter auf uns, die Studenten übertragen.
Das ist nun einer dieser Tage, an denen man etwas geschafft hat, ein kleines Stückchen und doch etwas nicht zu Verachtendes. Diese Tage sind es, die einen wachsen lassen und die der Grund dafür sind, dass man sich über den Sonnenschein freuen kann, wie ein Kind über neues Lego zu Weihnachten. Einer dieser Tage eben.
kyniker, Februar 2004
viasion - 22. Mai, 10:12
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