Mittwoch, 31. Januar 2007

Fußball mal anders

Gestern war ich in einem Fußballstadion.
Da kann man, wenn einem die Fertigkeiten eigen sind, als Fußballer auf dem Rasen spielen oder als Zuschauer viel Geld bezahlen und sich die Erstgenannten ansehen. Man kann aber auch zu der Gruppe gehören, die den Zuschauer kontrolliert, bevor er sein tapfer verdientes Geld ausgibt, den Zuschauer hinausbittet, wenn er dem Mann huldigt, der unglücklicher Weise die Geschicke Deutschlands von 1933-1945 lenkte oder den Zuschauer erst gar nicht hineinlässt, wenn er schon Probleme mit dem Gleichgewicht hat, aufgrund unglaublicher Mengen Alkohols im Blut.
Ich gehörte zur letzten Gruppe, die dem Zuschauer mal ganz nahe sein durfte.

Ehrlicherweise gehörte ich dieser Gruppe freiwillig an, denn es gibt ein Problem, das die meisten Studenten vereint: Akuter Geldmangel. Da durfte ich dann so an die 1500 Männer und Jungs betatschen und ihnen Glasflaschen, Batterien, Taschenmesser und Deosprays abnehmen. Also wenn man einen Fetisch für keimige Klamotten und Mundgeruch hat oder ein Taschendieb ist, dann würde einem nichts mehr im Wege stehen zur großen Karriere als "Vorkontrolleur". Da mir aber alles o.g. fern liegt, wird das wohl nichts.

Lustig sind auch die ungefähr 1500 Kniebeugen, die man innerhalb zweier Stunden vollbringt, wenn die unteren Extremitäten des vor einem stehenden Fan überprüft werden.

Spannend wird es in diesem Job auch dann, wenn man mit seiner albernen Ordnerjacke in den Fanblock darf. Wohlgemerkt in den der auswärtigen Fans. Die Krönung ist allerdings, wenn diese Vorgänge genau dann vor sich gehen, wenn die Heimmannschaft gerade den Ausgleich schießt. So geschehen am gestrigen Tag. Die üblen Beschimpfungen der auswärtigen Fans möchte ich an dieser Stelle weglassen, denn die waren eben nicht mehr lustig.

Schon nach siebeneinhalb Stunden war der Spuk vorbei und wenn die Fußballfans in diesem Land nicht bis zum vierten November aussterben, ich endlich das superreiche Mädchen aus Zehlendorf kennen lerne oder ich im Lotto gewinne, ja dann erfährt dieser kurzer Bericht seine zwangsläufige Fortsetzung.

Karsten Görsdorf, Berlin, Oktober 2000

WE ® ZONE - Blog des Viasion e.V.

Viasion Medien&Kunst

Aktuelle Beiträge

Wirklich ?
Ihr löst euch auf ? Ich hoffe das letzte Projekt ist...
Stefan (Gast) - 30. Mai, 10:33
Auflösung des Viasion...
Mit Vereinsbeschluss vom 08. Februar 2014 wurde der...
viasion - 12. Feb, 12:52
Ich würde die Textstelle...
Ich würde die Textstelle "Wir kennen uns schon seit...
Probst (Gast) - 21. Mai, 22:39
Viasion filmt CosyConcerts
Die diesjährigen Wohnzimmerkonzerte CosyConcerts werden...
viasion - 10. Apr, 00:13

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Impressum

Es gilt das gleiche Impressum, wie für www.viasion.de.

Aktuell
CHRONIK
guckst Du!
Kunst
Musik
Nostradomas' Halbwahrheiten
Playlist
Televiasion
Textgarten
Theorie:Fotografie
Viadrina-Facewall
ViaSchaun
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren