Montag, 3. November 2008

Interpretation: Evergrey-"Broken wings"









Hier geht’s zu den Lyrics
Nun geht es hiermal zur Sache! Jawoll, Progressive Metal steht an. Obwohl diese Band eine ganze andere Ebene erfasst, heißt das noch lange nicht, dass es in den Texten nur um den Tod geht. Eine, subjektiv grandiose, Band regt in ihren Liedern nicht nur zum Nachdenken an, sondern verleiht dem ganzen auch Nachdruck (spreche aus 3-gekauften-Alben Erfahrung). Wer nicht schon bei der etwas brachialeren musikalichen Umsetzung zurückschreckt, kann geistlichen Ergüsse des Front-mastermind Tom S. Englund gespannt folgen.

Nun aber zu einem Werk, das sich „broken wings“ nennt und sich auf dem neuen Album „Torn“ befindet. Stellt euch folgende Situation vor: Ihr seid Mutter oder Vater eines schwer kranken Kindes, für das es keine Hoffnung mehr gibt und habt Streit mit eurem Ehemann /-frau. Es leidet sehr, Tag für Tag ein Fünkchen mehr. Ihr würdet alles tun für euer eigenes Fleisch und Blut. Aber ihr könnt nichts tun. Dann entschließt ihr euch nach Belgien oder in die Schweiz zu fahren (aktive Sterbehilfe). Allerdings verstehen das die anderen Familienmitglieder und eure Freunde nicht. Nun wirst du als Mörder und egoisticher Verrükter abgestempelt. Ihr verliert euer Serlbstvertrauen, werdet von eurem Kind aus „Sicherheitgründen“ getrennt, entzieht euch mehr und mehr dem Leben und irrt nun durch die Straßen. Dann trefft ihr jemanden, der euch zuhört und euch versteht. Dieses Gespräch könnte der Text dieses Liedes sein. Wichtig hierbei ist, dass ihr eure Handlungen als gut und notwendig anseht. Diese Annahme kommt einer Art Leitlinie durch den gesamten Text gleich und bildet den inneren Konflikt.

In der ersten Strophe beklagt sich der „Sänger“ über seine Situation in einem verzweifelten, weinerlichen Ton. Er erklärt, warum er sich aus dem Leben zurückgezogen hat, wie er in diese Lage geraten ist und dass er aus dieser psychologischen „Dunkelheit“ raus will. Im Refrain bittet der Sänger daum verstanden zu werden. Die Gesprächsperson soll sich in seine Lage versetzten, seine Angst spüren.

Danach, in der zweiten Strophe, spricht die Person. Sie zeigt Verständnis, sie respektiert seine Handlungen, sieht sie nicht als verwerflich an. Weiterhin tröstet sie den „Sänger“ und weist ihn auf die Erkenntnis hin, die ihm die Situation gebracht hat. Das es sinnlos ist (typisch für dieses Genre). Der zweite Refrain wird durch von dieser Erkenntnis ausgelösten Hoffnunfslosigkeit erweitert. Dazu u.a. die Zeile: „Alle Hoffnungen sind zu Asche verbrannt“.

Allerdings macht die Person dem „Sänger“ in der letzten Strophe wieder Hoffnung, da es auch für ihn Tage geben wird, an denen er fühlen darf. Demnach soll der „Sänger“ einen neuen Weg einschlagen und sich nicht wieder durch falsche Hinweise davon abbringen lassen.
Also doch nicht das übliche „tot-grausige“ Ende. Zugegeben, die Musik ist nicht jedermanns Sache, aber sie ist erkenntnis- und akzent-reicher als viele glauben.

P.S.: Es könnte auch einen direkten Konflikt zwischen den Gesprächsfüherern geben, aber das würde die Interpretation zu schnell in eingleisige, düstere und nicht zuletzt unrealistische Schienen fahren lassen. Das wäre selbst diesem Musikstil gegenüber nicht gerecht.

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