Textgarten
Mittwoch, 7. Juni 2006
Dear Sun thank ya fi ya light
thanks fi making ma day bright
letting me know sensual height
world hear stop da fight, keep tight
Oh Sonne Dank Dir für dein Licht
nimm dies als dein Gedicht
Ja Du Rastamann, bring doch mal den Knaster ran
Ich fahr lieber Rasenmäher, das bringt mich dem Rasen näher
Kryptonit im Ohr
chillen mitten im Spreewaldmoor
wo ich meinen Verstand verlor
seh nur noch Gespenster in jedem Fenster
Kryptonit im Ohr
chillen mitten im Spreewaldmoor
wo ich meinen Verstand verlor
seh nur noch Gespenster in jedem Fenster
irgedwann wurd mir klar
das nichts weiter da war
bis aufs weed bis in die Spitzen vom Haar
so wunderbar,
daran ist nichts ungewöhnlich
nimmm´s net persönlich
heut ist nichts unmöglich
die Füsse tragen mich so weit ich will
sie tragen auch dich ohne Overkill
Wenn sie mich in da Dancehall tragen
kann ich mich an schönen Frauen laben
Kann sie fragen ob Sie mit mir traben
reiten in die weiten meiner geilen Seiten
unkenntlich, unendlich, verloren im Dancehallfieber
wir reissen die Platten, wie Baumstämme die Biber
können nicht abwarten, bis die Massen ausarten, so lass uns durchstarten
sind die ersten auf´m Dancehall
spielen Ragga imma wieda, bis die Fans tollen
CarlosMiguelCarrillo - 7. Jun, 23:35
fari
Leben hat erst begonnen, Ordnung wie in Öl zeronnen
vorbei die Zeiten zum sinnlosen sonnen
erfüllt von Launen und Wonnen
Sturz ins Chaoos, wo ist mein Floß, was ist bloss los
Emotionaler Stoss pausenlos, fast willenlos,
im Hals nen Klos, brauch kein Moos, nur meine Zauberin von Oß
Suku
Steck einem Vagabunden der nie etwas besaß und deshalb auch nichts vermißt
etwas in sein herz von dem er sagt das er es nie vergißt. Daß er sich nicht einfach verpißt.
Das erste mal das Gefühl ich könnte etwas essentielles verlieren
in einer welt voller dieben kann ich dich nicht einfach verdealen,
verspielen wir doch zu oft den hauptgewinn.
Fari
bevor es aus mir rausschreit,
es geht um unsere Freiheit,
keine Leitplanken, die uns vom Wanken
abhalten, materielle Gestalten, brachten unbarmherzige Gewalten
die uns schwarz anmalten
bevor es aus mir rausschreit,
es geht um unsere Freiheit,
nicht um belanglose Gemeinheit aus der Chefetage,
sowas bringt mich in Rage, ihr verpeilt die Lage,
denn unsere Gage, ist nicht die Babylon Plage,
give me da one and only queen, wanna hold ya till getting spleen
your vibes are touching my gene, you like injection introvene
meine Gedanken, sich um dich ranken,
kann nicht mehr gerade stehen bringst mich ins drehen,
kann die welt kaum noch sehen, wer soll das verstehen.
bringst meine Knie ins zittern, höre den Löwen wittern,
wird meine Liebe uns zersplittern, befrei dich von den Gittern.
sonst verliert Leben das Glittern
Suku
me nu have cleaned da brain - no more rain!
bad minded konnt ich vieles nicht verstehn
ich konnte einfach nicht mehr klar sehn
doch der krieger muß in dieser schlacht vor sich selbst bestehn,
darf nicht in gedanken auf babylons wegen gehen
dann doch lieber in nem ganja feld im kreis drehen.
Nicht ins dunkel zu sehen um doch nicht zu verstehen
wie und das so es möglich ist togedder ins licht zu gehen
!positiv!
zu dir selber stehn und doch noch den straßenrand sehen und nicht manch potentielle pflanze zertreten.
Fari
You da wife, bringin jife into my life, my Ego gonna dive, give mi five
coz i enjoy, am a happy boy.
I love you little girl, o cool,
ya turn my life into whirlpool
no affair no tool, i sing for worlds backspool
stop da material rule or live on as blind fool
Wollt Dich mit Gefühlen nicht ertränken
Wollt Dich mit Ansprüchen nicht kränken
Wollt Dir meine Liebe schenken, ohne mich abzulenken
Finde mich wieder in Seenot, die Welt gerat aus dem Lot
weiss manchmal bin ich nen Idiot, Vertrauen ist oberstes Gebot.
stand schon ider Bibel geschrieben, so ist´s 2000 Jahr geblieben
CarlosMiguelCarrillo - 7. Jun, 23:30
Fliegende Einhörner, schimmernd weiß
umgarnen die stille Nacht
Eiskunstläufer in den Wolken
schweben über den Horizont
wütende Stiere,
auf sie starrend
verwünschen die Lebendigkeit
wehende Schleier färben die Nacht
in samtenes Gewand
verdecken die Sterne
einzig der Mond
blieb verschont
und wacht aus der Ferne
über die Geister der Nacht
Die Amme für die Dunkelheit
bis das Sonnenlicht bricht
den letzten Schimmer der Nacht
auf dass der Tag anbreche
und Leben scheinbar wiedererwacht
erweckt von Mutters Licht
alle Schleier sind verschwunden
nirgends Eiskunstläufer in den Wolken
nie mehr Einhörner tanzend durch die Dunkelheit
nie mehr, bis zur nächsten Nacht
CarlosMiguelCarrillo - 7. Jun, 23:21
There are some people in life who touch our souls, there are some places in life which will stay forever in our eye of mind, there are some experiences in life which we will never forget - and we keep hoping that the return one day, we keep hoping that one day it might become true again, we keep hopin - and we forget about whats happening, we forget about all the new things to come, we forget about everything we have, we forget to enjoy every day, as it might be the last one.
There are some people we meet, we just feel from the very beginning, that there is something special, there are some people we talk to, when we just realize that our eyes are opened more and more with every word we say, there are some people whose touch makes us feel strange, cold, warm and bittersweet.
I cant sleep tonite, one step forward and i will be dead, one step behind and i was dead. There is one thing in what i truly believe - its love. there is one thing in what i truly believe - its the heart. I look into the sky, and what i see is the night. I look into the sky and what i see is light.
You are the wife of the wind, i am the one out of water. And it should be a hearts slaughter, when we cant be together. Youre the wind, i am the water. We have been meeting by accident and destiny, my heart what was so tiny, was played by the sounds of the wind and taken away by the movement of the water.
CarlosMiguelCarrillo - 7. Jun, 23:14
Dienstag, 23. Mai 2006
Wenn der liebenswürdige, auswärtig lernende Student in seine Heimatstadt zurückkehrt, dann kann es vorkommen, dass er sich nicht heimisch fühlt. Die Eltern sind nicht unter die Brücke gezogen und das Land wird auch nicht von Weißwurscht fressenden Barbaren regiert, aber trotzdem haben sich Dinge verändert. Dabei gibt es doch wesentliche Unterschiede in der Qualität dieser Veränderungen, die ich Ihnen, geneigter Leser, heute mal unter dem Namen „Trends“ näher bringen möchte.
Einer der auffälligsten Trends in diesem zu Ende gehenden Sommer war das Herumschreien. Bürgerinnen und Bürger brüllten sich ohne Sinn- und Verstand an und taten dies in völlig verschiedenen Zusammenhängen. Es wurde berichtet von Geldforderungen, die auf dem Wege Haustür – Fenstersims bebrüllt wurden. Dabei handelte es sich nicht um Beträge in der Höhe von Bestechungsgeldern, die in Köln in Sachen Verbrennungsanlagen geflossen sind, sondern in der sagenhaften Höhe von zehn Euro. Dafür musste die Nachbarschaft natürlich geweckt werden. War man gar so dreist und hat mitten in der Nacht um Ruhe gebeten, wurde einem gleich die Pest oder Schlimmeres an den Hals gewünscht. Nachbarschaftsliebe nennt man so was, wie ich glaube. Auch in öffentlichen Verkehrsmittel hat sich das Rumbrüllen etabliert. Ich meine nicht die Kinder, die es schaffen, 45 Minuten lang in der gleichen Tonlage um ein Eis zu bitten (B-I-T-T-E-E-E-E............ !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!), nein Eltern oder streitende Paare, die sich hemmungslos dem Streit hingeben. Am CDU – Wahlkampftisch spielten sich Dramen ab, so dass ich für die nächsten Wochen kein Theater mehr besuchen muss. Auch das Telefonieren mit dem Handy wegen eines jeden Furzes ist unerträglich geworden. „Wo bist Du denn gerade? Ah, ja kenn ich. Sag mal wollen wir uns heute Abend treffen? Genauen Treffpunkt machen wir dann nachher noch mal aus, ja? Und Zeit? Ja, schreib noch mal ´ne SMS.“ Früher haben es die Leute doch auch geschafft sich zu verabreden ohne sich tausendmal zu konsultieren, oder? Immer beliebter werden auch Klingeltöne, die schon in Kinoklangqualität daherkommen. Übrigens auch in der gleichen Lautstärke. Omas halten übrigens ihr Handy mit der rechten Hand ans linke Ohr. Komplizierter geht es nicht. Ach ´ doch – beim Autofahren, wenn dann auch noch mit dem linken Arm geschaltet wird, ist der Knoten vollendet.
All diese Schauspiele sind zwar kostenlos, aber manchmal gehen sie dermaßen auf den Senkel, dass einem schon Gedanken in Richtung Schwert, Handgranate oder Streckbank für die jeweiligen Delinquenten kommen.
Rein modetechnisch gibt es natürlich auch Trends, die nicht verschwiegen werden dürfen. Am beklopptesten von allen sind Flammen auf Hosen, Hemden und T – Shirts. Ich fühle mich ein wenig versetzt in billige Filme Anfang der 80´er, in denen es Uso war, wie ein verbrennender Heuballen rumzulaufen. Weiterhin für unsere weibliche Bevölkerung ein unbedingtes Muss: Tatoo über dem Hintern. Ich stelle mir in diesem Zusammenhang eine Generation voller Frauen vor, die durch Gewichtsprobleme, just in dieser Zone, ein Quadratmetergroßes bemaltes Stück Fleisch mit sich rumtragen. Viel Spaß dabei. Der eigentliche Sinn des sich „Unterscheiden wollen“ durch einen bemalten Körper wird ad absurdum geführt, weil alle einfallslose Tribals tragen. Uniformität war und ist in Deutschland eben immer noch gefragt.
Ordentlich Panne sind natürlich auch all die Typen, die eine David Beckham – Punkfrisur tragen, obwohl es gar nicht zu ihnen passt.
Der Einheitslook setzt sich natürlich auch in den Clubs dieses Landes durch und trägt zur Langeweile in denselben bei. Die Musikindustrie sollte weniger wegen der Tauschbörsen im Internet jammern (Trend!), sondern lieber wieder was für Qualität tun. Außer einigen löblichen Ausnahmen, auf die ich noch zu sprechen kommen möchte, fragt man sich doch schon, wer diesen Bockmist produziert. Bis auf eine Elvis – Cover Nummer und den Sommerhit von Las Ketchup ist wahrlich nicht viel geblieben von sommerlicher Musikhochstimmung. Ein weiteres Manko in den Clubs ist doch die erschreckend hohe Anzahl an Black – Music – Liebhabern. Klar, die dicken und die nicht tanzen könnenden Leute freuen sich. Man braucht nur ein wenig mit dem Arsch zu wackeln und ein bisschen herumdrehen. Fertig ist der Tanzstil. Ich will nicht behaupten, dass es keine gute Musik in dieser Sparte gibt, aber man muss schon viel Zeit investieren, um dort die Perle vor den Säuen zu retten, oder so.
Um der Langeweile ein wenig Einhalt zu bieten, empfiehlt es sich übrigens, Deutsch mit amerikanischen Akzent zu sprechen. Es ist ein großes Pläsier, aber Achtung: Es wird zur Sucht.
Der einzige Lichtblick in der Clublandschaft und in Deutschland im Allgemeinen in Sachen Frauen sind die Mädels aus Osteuropa. Sprachgewandt, freundlich, witzig, partyerfahren und nicht zu Letzt meistens überragend aussehend sind sie die Schmankerl eines jeden Abends. Kein Stargehabe und keine falsche Art im Umgang mit Männern, davon könnte sich die ein oder andere Schnepfe aus „Mein Gott, uns geht es so schlecht - Deutschland“ eine Scheibe abschneiden. Dazu zähle ich übrigens auch Antworten parat zu haben, die über das leidig gewordene „O.K.“ hinausgehen.
Sportlich und reisetechnisch meine ich den Trend entdeckt zu haben, dass es nicht die Entfernung oder die Ausgefallenheit ausmacht, sondern das Angebot zu Erholung. Auf Mallorca regnet es den ganzen Sommer, in Ägypten wird man entführt und die Türkei habe ich auch in Berlin, Köln, Hamburg und München. Urlaub in Deutschland bringt Ihnen geneigter Leser das Land näher, Sie brauchen sich nahrungstechnisch nicht umzustellen und sogar wenn man es nicht glaubt: Auch in Hessen, Baden – Württemberg und in der Pfalz kann man mit Euro bezahlen. Der absolute Knaller in Sachen Sport ist eindeutig Frisbee spielen. Fast jeder kann es bzw. ist es nicht schwer zu erlernen. Wenn die Scheibe erst einmal mehrere Sekunden unterwegs ist und sogar beim Mitspieler ankommt, ja denn wird man schnell vom Frisbee – Fieber erfasst. Anbändelungsversuche zum anderen Geschlecht können übrigens ganz hervorragend mit ins Spiel integriert werden. Mal sehen was das Training in der Halle über den Winter noch so alles mit sich bringt.
Ich könnte noch viele Trends ausführlich beschreiben, belasse es aber am Ende des Textes mit Aufzählungen:
Sachen kaputt machen bzw. der Trend des Verschleißes. Dinge gehen ohne jede Begründung über den Jordan.
Nachtfahrten durch Berlin, bei denen man die absonderlichsten Gestalten trifft, aber die Stadt so wahrnimmt, wie sie am schönsten ist: Warme Sommerluft oder leichter Nieselregen, Unter den Linden auf den Nachtbus warten und die niemals schlafende Stadt mit guter Musik genießen. Es gibt jetzt sogar freundliche Busfahrer, die auf zu spät ankommende Anschlussbusse warten. Danke!
Praktika nicht zu bezahlen war mir ja bekannt, aber den Bewerber auch noch für sein Engagement zusammenzuscheißen, das war mir neu. So geschehen in Rostock und hoffentlich auch nur dort möglich. In einer Stadt, die nichts außer ihrem Strand in Warnemünde zu bieten hat, kann man natürlich ordentlich auf die Kacke hauen und immer noch nicht begreifen, dass Mitarbeiter die wahre Ressource sind und nicht der Apple Macintosh mit dem Quark Bildbearbeitungsprogramm. Aber viel Spaß in Mecklenburg Vorpommern, wenn der Alterdurchschnitt bei 65 liegt. Dann komme ich noch mal vorbei. Zum Urlaub machen. Übrigens sind Kühlungsborn und Travemünde schöner als Warnemünde.
In Callcentern zu arbeiten ist eine feine Sache. Dort kann man Geld verdienen und mit dem abstrusen deutschen Volk sprechen. Ich habe stets nur kurz in die Verhältnisse meines Telefongegenübers hineingehört und bei 99 Prozent der Leute war ich auch froh darüber. Mein Gott, es ist nicht zu glauben, wie die Leute drauf sind. Beachtlichstes Zitat: „ SPD, was ist das denn?“ Sich voneinander zu trennen war auch ein Trend dieses Sommers. Ich konnte da glücklicherweise entgegensteuern. Dafür Danke!
Tagelang sinnlos Alkohol in sich hineinschütten, ist auch nicht mehr Trend. Es macht keinen Spaß und ist langweilig. Weiterhin ein starker Trend: Ein Bier (am besten Erdingers schwarzes Hefe oder Beck´s) am Abend in der Kneipe trinken. Denn der andere alles bestimmende Trend ist immer noch vorhanden: Der Euro leert die eigene Kasse doch sehr schnell.
Abschließend noch eine Kleinigkeit. Im Grunde genommen bin ich froh, nicht von einem Hinterbänkler aus dem fernen Bayern regiert zu werden, der peinliche Reden hält, auch wenn der kleine Schröder nicht gerade was gerissen hat. Aber bevor ich hier noch den Wahlkampf auseinandernehme und die bekloppten Wahlplakate der Parteien mit all´ ihren Hackfressen darauf verschmähe, lassen Sie uns lieber den Herbst einläuten, mit Sätzen wie diesem: „Heute habe ich eine Kastanie gesammelt.“
Karsten Görsdorf, Rostock und Berlin, Juli bis Oktober 2002
Montag, 22. Mai 2006
Es begab sich einst, dass ich eine transeuropäische Busreise machen sollte. Start: Stockholm, Ziel: Berlin. Grund war, dass ich mal keine Lust auf Ryanair hatte. Die verkaufen einem Lübeck als Hamburg und Skavsta als Stockholm. Beide Flugplätze liegen locker 1,5 h Busfahrt vom eigentlichen Zielort entfernt. Außerdem war ich noch etwas gnatzig auf die pingeligen Kontrollen am Kartoffelackerflughafen, die mir einen Uhrenschraubendreher abgenommen haben. Vielleicht kann man ja wirklich eine Ryanair-Boing mit so einem Schraubendreher auseinander nehmen. Gnatzig war ich jedenfalls und wollte deshalb Busfahren. Man könnte denken, dass das kein kompliziertes Unterfangen ist, denn schließlich sind die direkten Nachkommen der Postkutsche nicht so schlecht, wie es die Nachrichten über eingeschlafene Busfahrer, abgetrennte Busdächer und von Betonpollern zerstörte Busse einem immer weismachen wollen. Für mich war das Busfahren weniger negativ besetzt, als es vielleicht sein sollte. Im Grunde habe ich noch keinen Bus erlebt, der für Menschen über 1,90 m Körpergröße ausgelegt war. Geschweige denn, solche über längere Zeit zu transportieren ohne schwerwiegende Schäden an den Kniegelenken zu hinterlassen. Mal ganz zu schweigen von den Playmobil-großen Plastikeinzelzellen für den nur all zu natürlichen Harndrang auf Busfahrten, die man nur mit großen Mengen Brüllwasser übersteht. „Wir ham zwa n Klo an Bord, abba watt da rinn kommt, müssen wa die janze Zeit mit rumschleppen, datt riecht nich gut!“ Tolle Erkenntnis! Hilft mir aber nach zwei Flaschen Schwipp Schwapp auch nicht weiter. Ich will auch gar nicht erst von den immer zu heiß oder zu kalt eingestellten Klimaanlagen reden, die garantiert sämtliche Ausdünstungen wunderbar im Bus verteilen. Das alles ließ ich außer Acht und stieg irgendwann Ende Januar 2004 am Stockholmer Zentralbahnhof in den Bus, der mich über Kopenhagen nach Berlin bringen sollte. Sollte! Es kam allerdings anders. Doch der Reihe nach. Irgendwann auf halbem Wege zwischen Stockholm und Kopenhagen geht irgendwas am Bus kaputt. Fragen Sie mich nicht was, ich bin da wirklich unbegabt. Allerdings schien das Teil so wichtig zu sein, dass wir irgendwann eine Stunde vor Kopenhagen liegen blieben. Zur großen Freude aller, die auf den Anschlussbus in Kopenhagen aus waren. So auch ich. Gut, das Teil ist kaputt, wird sicher bald ein Ersatzbus kommen. Eine Stunde später zweifele ich etwas an dem Gedanken. Zwei Stunden später habe ich ihn verworfen. Alle Insassen haben sich bereits ausführlichst die Füße vertreten und es ist ja auch nicht so, dass es im Januar in Dänemark kalt wäre. Ganz Interessierte schauen dem Busfahrer dabei zu, wie er hinten am Motor rum montiert. Für mich sieht das ein bisschen so aus, als versuche er irgendwas aus dem Motorblock rauszubrechen. Schafft er aber nicht. Das muss ihm irgendwie Verdruss bereiten, denn er keift einen hilfsbereiten Insassen so doll an, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache, dass diesem nicht gleich große Kullertränen die Wangen herunter laufen. Etliche Stunden später hat es der immer noch keifende Busfahrer doch irgendwie hinbekommen, den Keilriemen so hinzuwuchten, dass der Bus noch bis nach Kopenhagen kommt. Was sich derweilen hinter den Kulissen der Busgesellschaft abgespielt hat, teilt sich nun jedem Insassen nach und nach in Einzelgesprächen mit der Busbegleitung mit. Für mich hält Eurolines eine ganz besondere Überraschung bereit. Okay, der Bus nach Berlin ist weg. Soviel ist klar. Doch dass mein Ziel nun anstelle von Berlin Hamburg heißt, kommt schon etwas überraschend. Schön, denke ich mir. Also nach Hamburg. Es ist ja nicht so, dass ich morgen schon wieder aus Berlin gen Norden mit eigenem Auto unterwegs sein wollte. Es beginnt ein aufgeregtes Herumtelefonieren mit der Familie, die es jetzt irgendwie hinbekommen soll, mich am nächsten Tag in Hamburg abzuholen. Berlin vergessen wir dabei. Es soll dann gleich wieder nach Stockholm gehen. Denn das war das Ziel der Reise: Auto nach Stockholm bringen. Angekommen in Hamburg, lässt mich Eurolines dann zwischen Busbahnhof und Hauptbahnhof in einem feinen Hotel absteigen. Das Erlebnis Busfernreise ist damit beendet. Doch der Abend ist noch jung und Hamburg hat viel zu bieten. Die U-Bahn bringt mich in den Kietz. Ein Ort, über den man nicht viele Worte verlieren sollte, wenn man wie ich erst einmal da war. Am nächsten Morgen, nach einer guten Nacht im gediegenen Hotel und einem viel zu hastig gegessenem Frühstück ist Papa mit dem Auto da und es geht zurück über Kopenhagen nach Stockholm. Diesmal ohne Motorschaden und ohne keifenden Busfahrer. Unterm Strich führte mich die Berlin-Busfahrt nach Hamburg und bescherte mir einen spontanen Abend in der Stadt an der Alster. Doch das nächste Mal fliege ich wieder.
kyniker
Dieser Tag verspricht nichts Gutes, denke ich mir als ich aus dem Fenster schaue und aus dem düster-grauen Himmel den Regen in Strippen auf den Beton plätschern sehe. Dieser pessimistische Gedanke am frühen Morgen des Wahlsonntags resultiert nicht nur aus dem sonnebrillenfeindlichen Wetter, das in Berlin seit dem Tage herrscht, seit dem ich mir eine neue Sonnebrille kaufte, sondern auch aufgrund einer bösen Vorahnung bezüglich eines späten bayrischen Triumphes im preußischen Berlin. So schnell schießen die Preußen nicht, erst mal geben sie ihre Stimme im nahen Wahllokal ab. So verschlägt es mich nach einem, der guten Laune durchaus förderlichen Frühstücks, in die nahe gelegene Grundschule, vor und in der sich schon junges und altes Wahlvolk die Klinke in die Hand gibt. Da lassen sich ein paar Minuten Wartezeit nicht verhindern und man wird Zeuge so mancher bemerkenswerten Wortwechsel zwischen wählendem Staatsbürger und Wahlhelfer, letzterer meist in der Gestalt eines Lehrers. Zwei alte Herrschaften, die die Blüte ihres Lebens auch seit einigen Dekaden hinter sich gelassen haben, fauchen im Vorbeigehen einen dafür bereitstehenden Wahlhelfer an, dass man ruhig auf dem Zwischenpodest der Treppe einen Stuhl hätte aufstellen können, es sei doch jedes mal das selbe, dass der dort fehle. Einige Gesprächsfetzen zwischen einer betagte Dame und einer Wahlhelferin erregen dann meine Aufmerksamkeit. Die weißhaarige Alte spricht im kritischen Ton, dass sie nicht aus Überzeugung wähle, sondern aus anderen Gründen. Sie trage schließlich nicht die Verantwortung, sie könne ja schließlich nichts dafür. Ein bekanntes Argument denke ich mir, doch es geht weiter. Wie könne man so jemanden zum Freund haben? Jemandem, der auf uns Bomben geworfen habe? Nein, gas gehe doch nicht! Doch die Drehung der Alten zur Tür hin, die ihr Gehen einleiten und das Gespräch beenden sollte, wurde nach diesem Satz von der Lehrerin durch eine freundliche, aber bestimmte Handbewegung unterbrochen und es folgte eine kleine Anmerkung ihrerseits. Man dürfe nicht vergessen, wer die Bomben zuerst geworfen hat! Ich verlasse das Wahllokal und trete hinaus in den Regen.
kyniker
…gibt es wie Sand am Meer. Nichts ist an ihnen, was sie besonders machen würde. Wäre da nicht heute nach zwei Wochen ein Französischkurs zu ende gegangen, von dem ich hoffe, ihn mit einer zumindest durchschnittlichen Klausur erfolgreich beendet zu haben. Die Besonderheit hieran, der Leser möge mir verzeihen, dass ich dazu etwas weiter aushole, liegt in der aufgefrischten Sprache: Französisch. Denn die Geschichte vom Französischen und mir ist eine leidige. Zog der nette Herr hinter dem Schreibtisch zur Einschreibung in diesen Kurs noch ungläubig die Augenbrauen hoch und meinte, ich solle mich doch für einen Fortgeschrittenen- statt einem Anfängerkurs entscheiden, wenn ich schon fünf Jahre Französisch in der Schule gehabt hätte, so hätte er mich in der ersten Stunde im Kurs sehen sollen, um sein Erstaunen zu bereuen. Denn vom Französisch hatte ich soviel Ahnung wie der Papst von Verhütung.
Nun, mag sich der Leser fragen, was macht der feine Herr eigentlich fünf Jahre lang in der Schule, ohne irgendwas mitzunehmen? Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt und ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Ich war wohl nicht einer der Motiviertesten in Sachen romanischer Sprachen, zum einen. Zum anderen möchte ich aber einen nicht geringen Teil der Schuld auf andere abwälzen, nämlich auf unseren Lehrkörper, im Speziellen denen, denen es angetragen war, aus uns frankophone Abiturienten zu machen. Ersteres scheiterte wie eben erwähnt, letzteres ging doch irgendwie glatt. Was ich mich auch damals schon immer fragte war, wie ein Russischlehrer auf einen Schlag zum Französischlehrer mutieren konnte. Ehrlich gesagt, bin ich dahinter bis heute nicht gestiegen und habe mir nur folgende Theorie gebastelt: Die mit Studienrat betitelten Lehrer waren uns selbst nur 20 Seiten im Buch voraus. Oder anders: während sie die Vokabeln von Unité 20 paukten, versuchten sie uns gleichzeitig die Grammatik von Unité 10 als plausibel zu verkaufen. Klar, dass da irgendwas schief gehen muss und klar auch, dass man ganz schnell hinter die angesetzten Lehrziele zurückfällt. Aber wen stört es, wenn man die demotivierte Schülerbande im nächsten Jahr dem ungeliebten Kollegen anhängen kann. In fünf Jahren hatte ich gut fünf verschiedene didaktische Fachkräfte in Sachen Französisch vor mir. Jeder dieser Kompetenzen musste am Anfang des Jahres mit einer stetig größer klaffenden Lücke zwischen unserem Können und dem Können-Sollen klar kommen. Ich möchte auch überhaupt nicht nachtragend wirken, aber die Hau-Drauf-Didaktik, die in diesen Stunden ihrer lustvollen Auslebung frönte, erschien mir auch nicht unbedingt der Schülermotivation förderlich, um nicht zu sagen, gänzlich abträglich zu sein. Irgendwann hasste ich diese Sprache nur noch und nutze die erste mir gebotene Chance auf eigenverantwortliche Zukunftsplanung: Ich wählte sie ab.
Sechs Jahre später sitze ich nun in einem Kurs, dargeboten von zwei Muttersprachlern, die selbst die Universität noch aus meiner Perspektive kennen und zudem den Arbeitseifer und die Begeisterung für ihren Job mitbringen, die nur Berufsanfängern innewohnt, oder solchen die einen dieser Berufe ergriffen haben, von denen wir nur Tagträume haben, wie: Tourismusjournalist oder Frührentner. In der Aura dieser beiden lernten meine lieben Kommilitonen –von denen nicht wenige mein Französisch-Lern-Schicksal tragen- und ich in zwei Wochen mehr als in zwei Jahren Schule. Ich sollte mich bei den beiden bedanken und ihnen wünschen, dass sie sich diese Motivation erhalten und weiter auf uns, die Studenten übertragen.
Das ist nun einer dieser Tage, an denen man etwas geschafft hat, ein kleines Stückchen und doch etwas nicht zu Verachtendes. Diese Tage sind es, die einen wachsen lassen und die der Grund dafür sind, dass man sich über den Sonnenschein freuen kann, wie ein Kind über neues Lego zu Weihnachten. Einer dieser Tage eben.
kyniker, Februar 2004
Mittwoch, 17. Mai 2006
„In einer Welt, in der man nur noch lebt,
damit man täglich roboten geht,
ist die größte Aufregung, die es noch gibt,
das allabendliche Fernsehbild.
Jeder Mensch lebt wie ein Stahlwerk,
wie ein Computer programmiert.
Es gibt keinen, der sich dagegen wehrt,
nur ein paar Jugendliche sind frustriert.“
(Die Toten Hosen: Hier Kommt Alex!)
„Hej – was geht ab?“
Da saßen wir nun, das heißt ich, Alex, und meine drei Droogs Ben, Ken und Sven, in der Mokka-Milch-Eisbar und überlegten, was wir mit diesem jungen Frühlingsabend anstellen sollten. Die Mokka-Milch-Eisbar war der einzige Ort in Satelittenhüttenstadt, an dem man Schwedeneisbecher löffeln oder aber die obergeile Fruchtmilch Plus, die Lust auf mehr machte, ordern konnte. Den Nachmittag hatten wir in der nahe gelegenen RFT-Plattenbutike verbracht, um die neuesten Scheiben des guten alten Ludwig van oder vom wirklich begabten Amadeus zu sluschen.
Nun waren die Geschäfte, bis auf die Spätkaufhalle Fix, geschlossen, und die Straßen waren noch öder als am Tage. Im Kaufhaus Magnet gingen gerade die Lichter aus. Doch es war eindeutig noch zu früh, sich jetzt heimwärts zu trollen. Darüber hinaus waren wir spitz wie Lumpi und wollten uns jeder noch eine Devotschka angeln, um mit ihr das alte Rein-Raus zu veranstalten.
Euer ergebener Erzähler hatte sich bereits eine liebliche Fruchtschnitte ausgekuckt. Sie saß in so nem Teil, dass die Schultern frei ließ, inmitten ihrer Freundinnen am anderen Ende der Milchbar und hatte elfenhaft braunes Haar, das sich wie ein Wasserfall über die marmorne Haut ihrer entblößten Schultern ergoss. Die Nacktheit ihrer Schultern brachte mich dazu, sie in meinen Gedanken weiter zu entblättern, bis ich schließlich die rosa Blüten ihrer zarten Rose zu sehen bekäme…
„Hej – was geht denn nun?“ Ken riss mich mit seiner dämlichen Frage, die den Grad seiner Unselbständigkeit bewies, jäh aus meinen Gedanken. Das machte mich völlig rasdras und ich gab ihm einen gezielten Toltschock in sein Litso. Ken glotzte besumni zurück, sagte aber nichts. Ben und Sven smeckten. Eins war Sache, wir mussten uns ein bisschen Valuta organisieren, denn: ohne Moos nix los. Die Ladys wollten umsorgt sein, bevor man es ihnen besorgte.
Satelittenhüttenstadt ist eine geplante Stadt, am Reißbrett entstanden, auf Anweisung von Ganzoben. Auf dem Reißbrett, also in der Draufsicht, mag sie gleichmäßig und harmonisch erscheinen, doch die Draufsicht ist die Perspektive eines über den Dingen stehenden Gottes. Aus der Innenansicht, also der menschlichen Perspektive, wirkt sie langweilig und ungemütlich. Alles hier steht im rechten Winkel zueinander: die Straßen, die Häuserblocks, die Rasenflächen vor den Häuserblocks, die Wäscheleinen innerhalb der Rasenflächen und die Fußwege um die Rasenflächen herum. Wenn es viereckig blühende Blumen und kubisch wachsende Bäume geben würde, hätten die Architekten auch diese für Satelittenhüttenstadt verwandt.
Mein Plan sah vor, gemeinsam mit Ben einen Wagen zu krasten, um die Devotschkas an den Stadtrand, zur Skiwiese zu chauffieren. Ken und Sven sollten indessen mit dem alten Timurtrick die Kassiererin im Fix übertölpeln und so die Ladenkasse der Spätkaufhalle plündern. Wir mussten fertig sein, bevor das Eisenkombinat seine Spätschichtler ausspuckte und die Stadt kurzzeitig zum Leben erweckte. Nach gelungener Operation wollten wir uns an den Strauß junger, ungepflückter Blumen heranmachen und sie mit ordentlich Fruchtmilch Plus abfüllen. Ich konnte es kaum erwarten, der kleinen Prinzessin mit dem wallenden Haar mein Königreich zu zeigen…
A.L.F. (08:05:2006@e-city:de)
Kennen sie das? Ein großes Projekt, eine Beleg- oder in meinem Fall die Diplomarbeit soll ihre Konzentration für die nächsten Wochen oder Monate binden. Dies tut sie aber nicht. Stattdessen geht die Konzentration fremd. Sie geht fremd mit all den großen Kleinigkeiten, die eigentlich mal eine Weile hinten anstehen sollen. Was nun? Kein Problem, sage ich mir und mache einen Plan. Ich mache mir sogar zwei Pläne. Bis mir Brechts Worte in den Ohren klingen: „Geh’n tun se beide nich.“ Da ist guter Rat teuer. Denn wie zu allem in dieser Welt gibt es auch hierzu eine sehr marktorientierte Dienstleistungsbranche. Sie verspricht sich der vermeintlichen Unorganisiertheit und Planungsschwäche anzunehmen. Der Markt dafür ist groß. Denn die Ablenkung ist es auch. Und meine Konzentration, so scheint es, ist perfekt darauf eingestellt. Sie ist schnelllebig, flexibel, mobil und konsumgeil. Eigentlich alles Eigenschaften, die mich zu einem für Ökonomen idealen jungen Europäer machen. Nur bringt mich das nicht weiter in meiner Diplomambition. Deshalb sollte jede gute Konzentration monogam sein. Sollte jede gute Konzentration wochenlang oder monatelang mit nur einem Thema, sagen wir einer Diplomarbeit zufrieden sein. Sei monogam, Konzentration!
kyniker