Textgarten

Sonntag, 14. Mai 2006

Ein Kerzenständer, danke!

Kennen Sie das? Sie haben Geburtstag und was bekommen sie geschenkt: Kerzenständer. Wieviele dieser unnützen und zum Teil erstaunlich hässlichen Zeugnisse der geschenkten Einfallslosigkeit haben Sie zuhause? Die Wohnung, die ich bewohne, beherbergt dutzende und aberdutzende dieser Dinger. In jeder Ecke stehen sie rum und sind fleißig dabei, nicht benutzt zu werden und dicke Staubschichten auf ihrer Oberfläche anzusammeln. Besonders dankbar ist der Beschenkte bei Kerzenständern, die so kunstvoll gearbeitet sind, dass man im normalen Fachhandel eines mitteleuropäischen Landes sicher keine Ersatzkerzen erstehen kann. Also fackelt man die Dinger irgendwann ab, um sie dann endlich ihrer eigentlichen Bestimmung, der gelben Tonne zuführen zu können. Doch da steht plötzlich wieder der Schenker in der Tür: In der Hand einen neuen Kerzenständer als Präsent anlässlich des Welttuberkulosetages und auf der Lippe die vorwurfsvolle Frage, wo man denn mit dem Aschermittwochsgeschenk hinwolle. Wer von seinen sogenannten Freunden nicht in lebenslange moralische Geiselhaft genommen wird, der ist selbst zu sparsam, um den nicht abnehmenden Schwall von Kerzenständerpräsenten zu jedem unnötigen Anlass einfach und am besten noch vor den Augen des Schenkers dem Recyclingkreislauf zuzuführen. Selbst wenn er im Pleistozän eine riesige Grotte beleuchten oder Jahrhunderte der atomaren Finsternis überstehen müsste, es sind ganz einfach derart viele, dass jeder Abfackelversuch scheitern würde. Der Nachschub funktioniert viel zu gut und der Einfallslosigkeit der Freunde sind sicher so schnell keine Grenzen gesetzt. Und so hat sich auch ein ganzer Markt an Geschenke- und Krimskramsläden dieser inspirationslosen Freundeschaar verschrieben. In diesen Tempeln der kaschierten Geschmacklosigkeit findet man sie auch in ihrer hundertfachen pastellfarbenen Vielfalt. Sie könnten jetzt mit einem Schlag dieser Unkultur Abhilfe schaffen, in dem sie einem dieser kreativen Freunde zu seinem Geburtstag sämtliche, in Wachs gegossene Kleinkunstversuche als Fackelumzugsset schenken. Aber warscheinlich haben sie nicht genug Mumm. Also geben Sie es auf und reagieren Sie auf dererlei Geschenke mit einem müden Lächeln: Stelle es einfach zu den anderen hunderachtundfünfzig Kerzenständern.

kyniker

Mittwoch, 12. April 2006

ZU ZWEIT, ZU DRITT, ZU FIAT

Heute Nachmittag (12. April 2006) fanden sich in unserem Viasionsbüro vierzig begabte junge Textatoren ein, um gemeinsam die Sparte TEXT ins Leben zu schreiben. Als kleine Lockerungsübung verfassten alle zusammen eine feine Geschichte, die auf dem Anfangssatz von Supermans Nobelpreisbesteller "Am Anfang war ich Spiderman" basiert:

"Ich trank in der Hoffnung, dass dadurch vieleicht alles besser würde."

Und ich wardt nicht enttäuscht, denn schon nach weiteren drei bis acht white russians begann sich meine trübseelige Stimmung in eine trostlose Melancholie zu verwandeln. Und plötzlich öffnete sich die purpurrote Bartür, an der ein Schrank von Türsteher die Gäste nach ihrem Aussehen sortierte, sie entweder abwies oder ihnen Eintritt gewährte. Und der Typ, der jetzt gerade eintrat, hätte nun vielleicht aussortiert werden müssen: ein VoKoHiLa-Haarschnitt, der in den 80ern für Begeisterung gesorgt hätte, heute, besonders hier im Kietz, wirkte er wie seine eigene Parodie, die durch seine Schlangenlederstiefel definitiv unterstrichen wurde, was ihn aber nicht davon abhielt, seine abgetragene Blue-Jeans-Jacke Marke C&H, mit einem original Fuchsschwanz zu schmücken.

Nanu, war ich etwa schon so betrunken oder hatte die Klinik für psychisch Kranke, die gleich um die Ecke am Friedhof sich befindet, heute ihren Tag der offenen Tür? Ich wunderte mich nur eine Sekunde, denn dann wich die Verwunderung blankem Entsetzen und Todesangst. Ein Zombie, wie ich ihn gestern noch im Homekino bei Shawn of the Dead gesehen hatte, durchwankte gerade mit unersäglichen Gestöhne und blutigem Gesicht die Bar. Er fiel betrunken um. Was hatte dieser Kombi-Zombie denn getrunken? Ich ging an die Bar, stützte mich mit beiden Händen auf und sagte zum Barkeeper: Für mich das Gleiche! Bloody Mary, schätze ich.

Und pötzlich fand ich mich auf einer grasgrünen Wiese, über und über voll mit Gerbera, Gänseblümchen und Gladiolen, mit gepunkteten Marienchen, Schmetterlingen, Vögeln, die aus einem romantisch plätschernden Fluss tranken, Maikäfern, die eine starke, wahrscheinlich sehr alte Buche hinauf kletterten, bis einer auf der Schulter eines kleinen blonden Mädchens landete, das in rosa gekleidet auf jemanden zu warten schien.

Wow! klein dachte ich und sprach das Mädchen an: "Ähm..." Und mir fehlten die Worte, denn ich hatte den Mund voller Döner, den ich mir gerade am Stand gegenüber gekauft hatte, so dass mir nur "Willst du ma beißen..?" einfiel. Und das Mädchen nahm mit einem breiten Grinsen direkt den gesamten Döner und aß ihn genussvoll vor meinen Augen. Da war ich nun: hungrig, betrunken, auf irgendeiner fernen Wiese, zusammen mit einem verfressenen Mädchen. Doch ein Ausweg war in Sicht. Plötzlich wir an einer Lebensmittelvergiftung. Der bärtige Mann war gut zu uns - aber es ist doch etwas langweilig hier!

Das Autorenkollektiv:
- Kunibert (will bei uns das Alfabet erlernen)
- Elfriede (will eine friedvollere Welt schaffen und mit Michel Friedmann anfangen)
- Jean Michelle Baptist (will einen Roman schreiben und damit den Pulblitzer Preis gewinnen)
- Alf (will, dass die anderen Schmierfinken schnell wieder verschwinden...)

WE ® ZONE - Blog des Viasion e.V.

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