Seit Donnerstag hat Viasion zwei neue Webadministratoren und Blogwarte! Damit wechselt in einem Schlüsselressort das Personal. Für das Gründungsmitglied der ersten Stunde und langmonatigen Textgärtner Alf aka Alexander Fromm, der nun berufsbedingt ausscheidet, kommen nun zwei junge und frische Gesichter an das Steuerpult des geliehenen Pentium III: Corinna Wolfsteller (BWL) und Thomas Bruckert (Jura). Ich wuensche allen Dreien bei ihren neuen Aufgaben viel Erfolg!
Seit über 50 Jahren müssen sich die CSU-Parteitagsdelegierten erstmals wieder zwischen zwei Riesenrindviechern für einen neuen Parteivorsitzenden entscheiden. Erste Stellungnahmen: "Wosn dös für a Dömokratieverständnis?" (der Oberleitner Sepp, Bauunternehmer), "Jötz fühl i mit mit dene Ossis, dene no vierzg Johr die SED wegbrochn is. Ganz verwirrte Leut müssns gwesn sei" (der Schickelgruber Toni, Zahnarzt) und "I wui dasses bleibt wias war, wo muß i jetzt mei Kreuzerl neitun?" (der Hinterseer Alfons, Aufsichtsratsmitglied BMW).
Völlig enttäuschte Delegierte meinen, da könne man doch gleich rüber zu den Sozis machen: "De san a völlig verstört, aber man werd öfter in die heißn Puffs in Berlin eigladn."
62 Jahre nach der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg haben Fans des Fußballvereins Lok Leipzig mit Feuerwerkskörpern und Rauchbomben feierlich der Opfer des alliierten Bombenangriffes gedacht. Anschließend gedachten sie mit Pflastersteinen, Verkehrsschildern und Flaschen bis in den frühen Morgen weiter.
„Ich kenne das noch aus meiner Zeit: Es gab nie mehr als zehn, elf Prozent.“ Gemeint hat Frau Schwan diejenigen unter Studierenden und Lehrenden, die sich auch extrakurrikulär um die Viadrina scheren. Klar klingt das bei den Idealvorstellungen, die man über das Allgemeininteresse des Nächsten und Demokratie überhaupt hat, ernüchternd. Aber auch ich habe kaum eine andere Erfahrung machen können.
90 Prozent der Viadrina-Studierenden sind demnach aktiv uninteressiert, was außerhalb der Hörsäle passiert. Studierendenverstretungen, wie StuPa, AStA, Fachschaftsräte oder auch andere Organisationen: Uninteressant! Stiftungsuni ja/nein: Uninteressant! So denken 90 Prozent der Studierenden. Laut Frau Schwan war das aber schon immer so.
Der Illusion, dass sich solch eine Statistik von nichts ändern wird, gebe ich mich besser nicht hin. Wie erhöht man Wahlbeteiligung? Wie bringt man 90 Prozent dazu, über den Tellerrand Ihres Vorlesungsplans hinauszuschauen? Wie steigert man Eigeninitiative und vor allem, wie wird man eine Mehrheitsmentalität los, nach welcher man von vorn bis hinten alles auf einem goldenen Tablett serviert bekommt? Was läuft bei den zehn Prozent anders als bei den 90 Prozent? Wer auf all diese Fragen eine plausible Antwort hat, möge sie bitte zum Allgemeinwohle herausschreien.
Meine eigene Theorie dazu hat nicht den Anspruch all das erklären zu können, aber sie ist in einigen Punkten sicher nicht ganz falsch: Man wird von Kindes Beinen an zur Unselbstständigkeit erzogen. Ob im frühkindlichen Elternhaus (Lass das! Das kannst du noch nicht!) oder in der Schule, in der man nach Stundenplan lebt und zu keinem Zeitpunkt relevante Gruppen- oder Teamerfahrungen sammelt. Man lernt allein, man schreibt Klausuren allein und man sammelt die Erfahrung, dass man allein gelassen wird. Man kommt aus der Schule, ohne selbstständiges Arbeiten gelernt zu haben. Selbstständiges Planen oder gar Verantwortung zu übernehmen ist uns völlig fremd. Ergo scheut man sich in Folge auch an jeder denkbaren Stelle, Verantwortung zu übernehmen. Es könnte ja was schief gehen. Und das könnte Kritik bedeuten. Kritikfähig ist man aber nur, wenn man schon einschlägige Gruppenarbeitserfahrungen gesammelt hat. Alles Fehlanzeige! Schaut man sich dann das Studium an, so gibt es auch hier viele Fächer, in denen man weiterhin einen Stundenplan vorgesetzt bekommt und die Notwendigkeit zur Eigenverantwortung, zur Selbstständigkeit oder gar zu extrakurrikulärem Handeln einfach nicht besteht. Zusätzlich befinden wir uns durch den immer größer werdenden zeitlichen (Bachelor, Master) und wohl bald auch finanziellen (Studiengebüren) Druck, der auf die Studierenden ausgeübt wird, auf dem besten Wege, diese Tendenz über die 90 Prozent hinaus zu verstärken.
„Nichts ist mir teurer als Bildung“ sagte Marc Aurel einst. Möge auch in Zukunft wenigstens Einer aus Zehn Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Eigeninitiative als die hohen Bildungsgüter erkennen, die zivilgesellschaftliches Engagement, Kultur und gesellschaftliches Zusammenleben erst ermöglichen.
So fing das Unheil an. Als Beachvolleyball zu anstrengend wurde, das Bier alle war und Sonnenuntergänge außerdem in Männerrunden verpönt sind, kloppten wir die Scheibe ohne Sinn und Verstand über den Warnemünder - Strand. Zugegeben: Es machte schon irgendwie sofort Spaß und von diesem Nachmittag des Sommersemesters an war die Frage zum Standard verkommen: „Hat jemand ´ne Scheibe dabei?“ Über den Sommer kamen dann Vorhand- und Überkopfwürfe der derbsten Sorte dazu und man muss sagen, es schindet unglaublich Eindruck bei den Strandbesuchern im allgemeinen und bei Mädels im baggerfähigen Alter im Besonderen, wenn die Scheibe über gute dreißig Meter geworfen wird und auch noch beim Gegenüber ankommt. Auch eine sukzessive Annäherung an die liegenden Objekte der Begierde lässt sich hervorragend mit einer ganz zufällig in die falsche Richtung fliegenden Scheibe bewerkstelligen. Falls doch mal die Scheibe voll in das mitgebrachte Picknick fliegt oder eine Strandnixe streift, dann kann man immer noch den Hundeblick aufsetzen und sagen: „Tschuldigung, aber ich spiele noch nicht so lang. Wollt ihr ein Eis?“
Als wir dann dachten, dass es ja nicht so anstrengend seien könne, auch mal Ultimate – Frisbee zu spielen, begaben wir uns auf den Weg zum Probetraining. Es war eine Farce! Wir waren richtig schlecht (um nicht zu sagen: Richtig scheiße), aber glücklicher Weise wurden wir von einigen Alteingesessenen moralisch aufgebaut mit den Sätzen: „Das kommt dann schon ganz von alleine.“ Oder: „Du musst nur mal richtig cutten!“ Oder: „Nicht joggen, nur volle Angebote laufen!“ Dank dafür!!! Unser Motto war stets in Sachen vorhandenes Talent: „Ein bisschen Talent muss schon sein, weil Kacke kann man nicht polieren.“
Die Halle brachte uns die Erleichterung des wegfallenden Windes, aber auch stinkende Duschen. Wir wollen hoffen, dass es weiter aufwärts geht mit uns und natürlich mit den Zonis. Aber eins noch: Feiert endlich Eure Punktgewinne, wie Tore bei einer Fußballweltmeisterschaft! Uns ist da noch viel zu wenig Emotion im Spiel. Feiert Euch und Euer Spiel!
Fragen wir uns doch mal ehrlich, geneigter Leser, was bringt die Bekloppten und Bescheuerten, nachfolgend Fans genannt, dazu, jede Woche in irgendein Stadion zu gehen?
Zunächst einmal sollte man sich vor Augen halten, dass im professionellen Mannschafts- Zuschauersport Unsicherheit über den Ausgang eines Wettkampfes produziert wird. Dies bedeutet, dass je länger das Ergebnis offen bleibt, desto größer die Attraktivität und Anziehungskraft eines Wettkampfes für die zahlenden Zuschauer. Nur so kann ich mir übrigens den irrationalen Schritt erklären, Mitte der zweiten Halbzeit noch den vollen Eintrittspreis zu löhnen.
Da die schon erwähnte Unsicherheit am ehesten erreichbar ist, wenn alle Mannschaften über gleich gute Spielerqualitäten verfügen, wäre es doch mal ganz witzig, wenn die Spieler der einzelnen Ligen vor der Saison den Klubs zugelost werden.
Spaß beiseite, es ist nun mal so, dass sich die Spannung in unseren Fußballstadien daher aufbaut, dass zwar jeder jeden im einzelnen Spiel schlagen kann, aber nicht jeder Meister werden kann.
Abseits der Unsicherheit über den Ausgang eines Spiels gibt es natürlich noch ganz subjektive Erwartungen, die unser Fußballfan an den Besuch im Stadion knüpft.
Es gilt als Grundlage festzuhalten, dass so ein Sportereignis für den Einzelnen eben nur dann stattfindet, wenn er „da“ ist. In bezug auf Fernseh- und Radioübertragungen wird jeder Fan die folgende Antwort geben: „Das ist doch nicht das gleiche!“
Tja, und wie das so bei Ereignissen ist, ist nichts mehr da, wenn es vorbei ist. Auch wenn der ein oder andere Fan am liebsten bis zum Erlöschen der Flutlichtanlage verbleiben würde, wodurch er sich regelmäßig den Missmut der Ordnungskräfte zuzieht.
Der Einzelne geht also der Illusion nach, angenehme, spannende etc. Stunden zu verbringen, doch er wird nicht mehr erhalten als die Erinnerung an eben eine angenehme oder auch unangenehme Zeit.
Was die Erinnerung bewirkt, bleibt subjektiv, vage, unsicher – beeinflusst aber entscheidend die künftige Nachfrage. Denken wir etwa an die Freude über das Ergebnis, den schwierig zu findenden, überfüllten und teuren Parkplatz, den ungenügenden Einsatz der Spieler, das Zusammensein mit Freunden, das Fallen vieler Tore, das mehr oder minder attraktive Pausenprogramm, Ausschreitungen der Fans, der „persönliche“ Kontakt zu Spielern oder einfach nur die zeitweilige Verdrängung aller Problemfelder.
Manchmal gehen Fans auch nur wegen der Gästemannschaft ins Stadion, um die Stars mal „live“ zu sehen. Aber eigentlich möchten Zuschauer auch ihre eigene Mannschaft siegen sehen. Je höher also auf den Gewinn der eigenen Mannschaft gesetzt wird, desto höher müssten die Zuschauerzahlen sein. Sind sie aber nicht.
Dann gibt es natürlich noch die sogenannten Residualfaktoren, wie: Zeit (Wochenende, Jahreszeit), Zustand des Stadions und die klimatischen Faktoren.
Nicht zu vergessen sind die Unterhaltungs- und Geselligkeitselemente, wie VIP-Logen, in denen man nicht nur besonders gut sieht, sondern auch gesehen wird und durch die man eine soziale Differenzierung zum „normalen“ Fan in der Kurve hervorragend demonstrieren kann. Da wird dann das eigentliche Sportgeschehen zum Inszenierungselement inmitten eines breit gefächerten Erlebnisprogramms degradiert.
Bevor dieser Text jetzt ins Uferlose abtreibt, schließe ich mit der, meiner Meinung nach, einzig absolut richtigen Aussage zum Thema: Was treibt diese Leute dazu ins Stadion zu gehen? – Jeder wird wohl seine höchst eigenen Gründe haben und diese wechseln auch noch von Spiel zu Spiel.
Ich habe weder die Frau aus Zehlendorf kennen gelernt, noch sind mir andere grundlegend positive Dinge widerfahren und so begab es sich, dass ich nun schon wieder zwei Fußballspiele auf die ganz andere Art erleben durfte.
Zum einen durfte ich bei einem drittklassigen „Arbeiterverein“ dessen Zuschauer begrabbeln und hatte auch noch das große Los gezogen dies mit den widerwärtigsten Kollegen zu tun, den mein Arbeitgeber zur Verfügung hatte. Da war erst mal die rothaarige, zwergesgroße Frau, die meinte, sie müsse sich entweder dem „Gruppenführer“ anbiedern oder die Klappe zu halten. Zweiteres wäre mir bei einer Arbeitszeit von fünf Stunden weit aus lieber gewesen. Dann waren da noch zwei Kumpane, die sich von ihren glorreichen Schlägereien im privaten Bereich berichteten und dazu noch die ein oder andere langweilige Geschichte von ihrer noch nicht allzu fern liegenden Bundzeit zu erzählen wussten. Aber eines einte die drei o.g. Kollegen, nämlich ihre große Freude mit Ossis zusammenzuarbeiten. Dieser Freude verliehen sie dann auch ständig und ununterbrochen Nachhalt. Will sagen: Ein Nachmittag in der Kälte, umgeben von Angebern und stupiden Westberlinern, die sich wenn es ihnen nicht passt, doch wieder zu ihrem „piefigen Ku´damm, dem peinlichen Europacenter und der scheißkaputten Kirche“ (D.Wischmeyer) zurückkehren können.
Der andere Verein, bei dem wir Menschen der besonderen Art vor sich selbst beschützen dürfen, hatte auch wieder zum Heimspiel geladen und welch´ Wunder es kam auch jemand. So ungefähr 40.000 Bekloppte und Bescheuerte trieben sich gegenseitig durch die engen Tore, wie Kühe, die zur Schlachtung geführt werden. Aber das einzige, was geschlachtet wird, sind ihre Geldbörsen. Jedem das seine.
Dieses Mal war es nicht die ekelhafte „Vorkontrolle“, auch nicht das Stehen im Block, was Erwähnung finden soll, sondern folgendes. So runde zehn bis fünfzehn Minuten vor Schluss des Spiels betrat ich erstmals die Katakomben des Olympiastadions, was für mich als kritischer Beobachter der Fußballszene schon ein Erlebnis ist. Aber das wahre Erlebnis folgte noch.
Wir zogen vor einen Block und stellten uns dort auf. Nicht nur, dass wir an der Weitsprunggrube vorbeigingen, in die schon Heike Drechsler und Mike Powell gesprungen sind, nicht dass wir über die Bahn gelaufen sind, auf der schon Michael Johnson seine Runde drehte, nein, es war etwas fast Persönliches, das mich ergriff. Da steht man vor ein paar tausend Fans, manche Gesichter sind zu erkennen, die meisten jedoch nicht. Die Heimmannschaft führte und die Fans sangen ihre Lieder. Sehr schön ist auch das Beobachten der Gesichter bevor ein Tor fällt, denn ich stand ja mit dem Rücken zum Spielfeld. Erst ist da die Hoffnung in den Gesichtern, kurze maximale Anspannung und dann bricht alles aus. Unbändiger Jubel der besonderen Art! In den letzten Minuten erhoben sich die Zuschauer, auch wenn nichts mehr passierte, hatte man den Eindruck, als ob viele einfach nur noch auf uns Jungs in den lustigen Ordnerjacken sahen. Den ein oder anderen erfreut man sogar mit einem Lächeln.
So sehr ich diese Fußballfans verabscheue, wenn ich sie in der S-Bahn sehe, sie am Eingang kontrollieren muss, sie an ihre Plätze bringen muss wie die kleinen Kinder, so sehr genieße ich den Anblick, wenn sie, entschuldigen Sie diesen Ausdruck geneigter Leser, als Masse dastehen und einfach nur wirken. Tucholsky sagte einst: „Die Riviera liegt da und sieht aus.“ Bei den Fans ist das so ähnlich.
Ach da war noch eine Sache: Durch die Demonstration einiger hundert Idioten und Verlierern unter den Linden war die Anzahl derer, die zwielichtige Kleidung und Symbole tragen dieses Mal besonders gering. Ich sage aber schon hier in Hinblick auf das nächste Spiel, dass ich lieber einen Opa mit seiner Thermoskanne voll Tee und Rum reinlasse als einen Kurzgeschorenen mit Nazisymbolen auf dem Arm. In diesem Sinne: Sport frei!
Karsten Görsdorf, Berlin, November 2000
Gestern war ich in einem Fußballstadion.
Da kann man, wenn einem die Fertigkeiten eigen sind, als Fußballer auf dem Rasen spielen oder als Zuschauer viel Geld bezahlen und sich die Erstgenannten ansehen. Man kann aber auch zu der Gruppe gehören, die den Zuschauer kontrolliert, bevor er sein tapfer verdientes Geld ausgibt, den Zuschauer hinausbittet, wenn er dem Mann huldigt, der unglücklicher Weise die Geschicke Deutschlands von 1933-1945 lenkte oder den Zuschauer erst gar nicht hineinlässt, wenn er schon Probleme mit dem Gleichgewicht hat, aufgrund unglaublicher Mengen Alkohols im Blut.
Ich gehörte zur letzten Gruppe, die dem Zuschauer mal ganz nahe sein durfte.
Ehrlicherweise gehörte ich dieser Gruppe freiwillig an, denn es gibt ein Problem, das die meisten Studenten vereint: Akuter Geldmangel. Da durfte ich dann so an die 1500 Männer und Jungs betatschen und ihnen Glasflaschen, Batterien, Taschenmesser und Deosprays abnehmen. Also wenn man einen Fetisch für keimige Klamotten und Mundgeruch hat oder ein Taschendieb ist, dann würde einem nichts mehr im Wege stehen zur großen Karriere als "Vorkontrolleur". Da mir aber alles o.g. fern liegt, wird das wohl nichts.
Lustig sind auch die ungefähr 1500 Kniebeugen, die man innerhalb zweier Stunden vollbringt, wenn die unteren Extremitäten des vor einem stehenden Fan überprüft werden.
Spannend wird es in diesem Job auch dann, wenn man mit seiner albernen Ordnerjacke in den Fanblock darf. Wohlgemerkt in den der auswärtigen Fans. Die Krönung ist allerdings, wenn diese Vorgänge genau dann vor sich gehen, wenn die Heimmannschaft gerade den Ausgleich schießt. So geschehen am gestrigen Tag. Die üblen Beschimpfungen der auswärtigen Fans möchte ich an dieser Stelle weglassen, denn die waren eben nicht mehr lustig.
Schon nach siebeneinhalb Stunden war der Spuk vorbei und wenn die Fußballfans in diesem Land nicht bis zum vierten November aussterben, ich endlich das superreiche Mädchen aus Zehlendorf kennen lerne oder ich im Lotto gewinne, ja dann erfährt dieser kurzer Bericht seine zwangsläufige Fortsetzung.
Am Mittwoch, dem 22. November 2000 verstarb Emil Zatopek im Prager Militärkrankenhaus.
Mit ihm starb einer jener großen Sportsmänner des 20. Jahrhunderts, die auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn noch nichts von Werbeeinnahmen, Spitzentechnologien und Fernsehauftritten wussten. Das macht sie nicht nur sympathisch, sondern auch unvergesslich. Bei Emil Zatopek war nicht nur der Laufstil, von einem französischen Journalisten einst als „Lokomotive von Prag“ bezeichnet, einzigartig und außergewöhnlich:
Zatopek, damals Oberst der Armee, trat im Prager Frühling dem Einmarsch der sowjetischen Truppen am 21. August 1968 entgegen. Das Bild, auf dem zu sehen ist, wie er in Uniform auf einen Panzer klettert, um mit einem Soldaten zu diskutieren, ist um die ganze Welt gegangen. Zatopek wurde aus Partei und Armee entlassen und in den folgenden Jahren arbeitete er im Uranbergbau. Im Jahre 1976 wurde Zatopek teilweise rehabilitiert.
Zatopek sprach sieben Sprachen und erzählte in ihnen eine Fülle von Geschichten und Anekdoten aus seinem ereignisreichen Leben.
Für Sportler wird er immer ein Vorbild bleiben, denn Zatopek lief nicht nur die 10000m in 28:24,2 min, nein er lief auch alle Rennen von vorne. Die Leistung im Jahre 1952 bei den Olympischen Spielen in Helsinki die 5000m, 10000m und den Marathon zu gewinnen, blieb unerreicht und wird es wohl auch bleiben. Seine Trainingsmethode Intervalltraining war damals noch ungewöhnlich, aber hat sich bis heute durchgesetzt.
Bei schlechtem Wetter lief Zatopek stets mit seinen Armeestiefeln und einem Rucksack.
Wenn mir am Sonntag also der eine oder andere Läufer ebenfalls in Stiefeln entgegenkommen würde, dann wäre er sicherlich geboren: Der inoffizielle Emil Zatopek Gedenklauf.