Textgarten

Sonntag, 21. Januar 2007

Feuerinferno vernichtet Slubicer TINNEF-MARKT®

Der Markt in Slubice
Am Spätabend des 10. Januar glaubte keiner der vielen Rumänen und Pakistani, dass sich gerade ihr komplettes Sortiment an Markentextilien (addidos, mike, Heino Boss & Hugo Chef, Rehbock) und ordentlich versteuerten Zigaretten in stürmische Wolken des Wohlgefallens auflösten. Entsprechend groß auch Bestürzung unter den Flammenopfern: "Feuer? Bei uns? Wer bezahlt denn das?" meint Slatan B. Auch Ludmilla T. ist schockiert: "Dabei war unser TINNEF-MARKT® ein Vorzeigeobjekt in Sachen Brandschutz. Sicherheit wurde bei uns immer ganz groß geschrieben". Das Regierungsduo Oleg und Boleg beschuldigten derweil Altkanzler Schröder und seinen Saufkumpan Putin, für den Brand verantwortlich zu sein: "Die Deutschen haben sich kein Stück geändert, alles Nazis! Und die Russen auch! Überhaupt, alle ausser Mutti. Basta. 7 Wodkas bitten, wir haben vielleicht nen Brand!" Präsident Putin und Bundes-Gert a.d. waren für eine Stellungnahme am Donnerstag nicht zu erreichen.

Auch Bernte B. beobachtete das Unfassbare von seinem bescheiden Studierkämmerchen unter dem Dachfürst des Frankfurter Studentenheims: "Ein Flammeninferno brach über diese Pioniere des Handels herein. Es schlug gerade 10, im Fernsehen war Werbung und ich ging zum Kühlschrank um mir eine neues Bier aufzumachen, als ich den Höllenschlund am Horizont erblickte! Flammen wohin das Auge schaute! Schon vom Anblick trocknete mir unerbittlich der Mund aus und nur mit einem kräftigen Schluck in letzter Sekunde konnte ich Schlimmeres verhindern. Dann allerdings war die Werbung vorbei und meine Erinnerung endet hier." Die Löscharbeiten wurden zusätzlich durch die Flammen erschwert. Obstbrandmeister Dubinski: "Wie soll ich denn bei all dem Feuer löschen? So kann ich nicht arbeiten!"

Unterdessen mehren sich Verdachtsmomente, die auf eine Brandsanierung hindeuten, andere von einem von langer Hand geplanten Terrorakt gegen die florierende polnische Wirtschaft. Wieder andere mutmaßen eine Verschwörung anti-polnischer Zwillings-Selbsthilfe-Gruppen. Fest steht, dieser denkwürdige Tag wird sich für immer ins Gedächtnis der Menschheit einbrennen. Mein Name ist Kent Brockman. Gott schütze sie!

Alles Theater

Benjamin von Stuckrad-Barre ist ein wirklich guter Schreiberling. Aber da hören meine Lobpreisungen für ihn auch schon auf. Zugegeben, alles was jetzt folgt ist eigentlich nur egoistisch und ganz schön kleinkariert, aber das muss manchmal sein.

Der Bindestrichmann, ich kann Bindestrichnamen nicht leiden, schreibt genau über die Themen, die mich auch interessieren, über die man sich wirklich lustig machen muss und trifft dann auch noch Leute, deren Gebrabbel er ungekürzt übernehmen kann, um eine Theaterparodie auf die Beine zu stellen. So geschehen gestern in der Harald Schmidt Show. Schmidt spielte Claus Peymann, Barre sich selbst und Manuel Andrag den Verkäufer. Gespielt wurde ein Interview, das der Bindestrichmann mit Peymann für die FAZ führte. Schmidt ist höchstwahrscheinlich die beste Besetzung für jeden Intendanten, aber ganz besonders gut war er als Peymann. Das ist natürlich genial, wenn man alles als Theater betrachtet und überall hingeht, wo einem das Leben Stücke der feinsten Art frei Haus liefert. Mit offenen Augen durch das Leben gehen und einfach betrachten, was da vor sich geht. Vor allem aber nichts als selbstverständlich hinnehmen und vieles hinterfragen. Anders komme ich ja auch nicht zu meinen Geschichten und Berichten. Mir springt der witzige Aspekt eines Opas, der vor einer Arztpraxistür steht und nicht weiß wie die Tür aufgeht, ebenfalls ins Auge und ich schreibe es auch auf, aber mir gibt niemand Geld dafür. Hingegen Stuckrad-Barre wird dafür vom Spiegel, der FAZ und MTV fürstlich entlohnt.

Der Bindestrichmann schreibt in seinem Buch „Soloalbum“ über die Nachfolgezeit der gescheiterten Beziehung eines jungen Mannes zu seiner großen Liebe. Finde ich grundsätzlich gut, aber die einzelnen Kapitel des Buches mit Songtiteln oder Zitaten von Oasis zu betiteln und darüber hinaus seitenlang Texte von den Spinnern zu zitieren oder über deren Sinn zu lamentieren, ist scheiße. Erstens ist Britpop keine Musik im herkömmlichen Sinne und zweitens ist Oasis, wie ein Freund treffend bemerkte: „die Band die es nicht geben dürfte“. So vereint B.v.S.B. in einem Buch wirklich großartige Sprache und bescheuerte Ansichten zum Leben und zur Musik. Schade.

Das allerschlimmste an dieser vermaledeiten Lage ist aber, wenn jemand zu mir kommt, der zufällig einen Text von mir gelesen hat und dann sagt: „Du magst den Stil von Stuckrad- Barre, oder? Hast ihn ja auch kopiert.“

Danke.

Karsten Görsdorf, Berlin, August 2001

Samstag, 20. Januar 2007

Von Polieren, ungeschriebenen Gesetzen und Neuerungen auf dem Bau

„Aus Schaden wird man klug.“ Na ja, nicht immer. Nur so ist meine Rückkehr auf den Bau zu erklären. Ich wollte eigentlich nie wieder den Fuß auf eine Baustelle setzen, um dort zu arbeiten. Hingegen gefiel mir das Vorbeilaufen an Gerüsten, Betonmischern und Schubkarren und mein nicht nur innerliches Lachen beim Betrachten der emsigen Arbeiter.

Da war ich also wieder. Inmitten von Idioten, Wichtigtuern und Tagelöhnern, die den ganzen Tag Gegenstände nicht unter dreißig Kilo schleppen und so tun als ob ihr Job der wichtigste im Universum ist. Anfänglich wurde ich erst einmal zur Urkundenfälschung angestiftet (§§267 StGB ff. – bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafe) – ist ja nicht so schlimm, wenn der Zeitarbeitsvermittler hier und da ein wenig mauschelt. Dann rüber zum Polier. Die wohl ungewöhnlichste Berufsstandsbezeichnung in der zivilisierten Welt. Auf dem Bau übrigens gleichbedeutend mit „Halbgott“ oder „...was der sagt ist Gesetz“. Natürlich auch nur ein Idiot unter vielen. Meiner konnte zum Beispiel einen Pförtnereingang und die Warenannahme nicht unterscheiden. Was mir dann 2000m extra eingebracht hat. Ein Notebook hatte er sich auch schon angeschafft und versuchte nun verzweifelt damit umzugehen. Gut, wenn der einfache Helfer da mal reinsehen und den ein oder anderen Hinweis geben kann.

Über die Arbeiten an sich brauche ich eigentlich nichts zu erzählen, denn es ist immer das selbe. Bauutensilien schleppen wie die Ägypter als sie ihre Pyramiden bauten und genau den Dreck wegmachen, den die sogenannten Fachkräfte hinterlassen. Mancher ist nicht mal so unhöflich, aber wahrscheinlich beruhigen Stundenlöhne um die dreißig Mark auch ungemein. Als Grundsatz könnte gelten: Je niedriger der Stundenlohn und die Qualifikation, desto höher ist die Gefahr, dass der jenige Baumensch einen Affen macht oder irgendwie dumm daherkommt. Die typischen Bauszenen konnte ich auch wieder betrachten. Einer arbeitet und zwei plus x Leute stehen rum und kommentieren bzw. halten die Klappe. Das Umhertragen von Holz, Betonresten, Müll usw. von einem Standort zum nächsten, wo es dann wieder fehl am Platze ist und wiederum weggetragen werden muss gehört zum Bau, wie das Gelbe zum Ei. Kontinuierliches Arbeiten ist den Bauarbeitern fremd, denn entweder sie lassen alles ganz ruhig angehen, was den größten Teil des Tages ausmacht oder sie „schuften“ eine halbe Stunde mal richtig los, um dann wieder in Lethargie zu verfallen. „Keine unsozialistische Hast aufkommen lassen“ und „erst mal eine Zigarette schmöken“ sind die häufigsten Sätze. Die Männer vom Bau haben natürlich ihre alltäglichen Handgriffe und Tätigkeiten zumeist richtig gut drauf, aber das sollte auch nicht verwundern, wenn man jeden Tag nur fünf Aktionen ausführen muss. Sie halten auch eine Menge von ihrer Berufsehre. Aber nur der Job zählt und so tun sie dann doch alles was ihnen gesagt wird.

Dann gibt es noch eine erschreckende Feststellung meinerseits. Der Furzwagen verschwindet. Nur noch wenige dieser unnachahmlichen Heimstätten der Baumenschen, in denen sie allen ihren Trieben nachgehen konnten, verbleiben auf der Baustelle. Sie werden von modernen Containern abgelöst, in denen es aber genauso urig zugeht wie früher in den liebgewonnenen Anhängern mit mysteriösen Nummernschildern. Die Arbeitsklamotten werden nur wöchentlich gewechselt und mit dem Geruch von Zigaretten und Betonresten vermischt, gibt dies eine ganz spezielle Note.

Leider konnte ich nicht an den gewöhnlichen Saufeskapaden teilnehmen, die zweifellos stattfanden. Nur bleibt man eben als Outsider nicht nur bei den guten Dingen außen vor sondern wird auch bei den Sauereien vergessen. Gut so. Bleibt als Resultat eigentlich nur meine Aufforderung an sie, den geneigten Leser: Arbeiten sie lieber in der Toilette unter dem Alexanderplatz oder als Aufsichtsratsvorsitzender in der Berliner Landesbank, aber gehen sie nicht zum Bau, wenn sie nicht dafür geboren sind bzw. den alten Ägyptern nacheifern wollen.

Karsten Görsdorf, Berlin, Mai 2001

Freitag, 19. Januar 2007

Bernds Welt

„Sei schlau – geh´ zum Bau!“ Wer von uns, geneigter Leser, hörte ihn noch nicht, diesen sinnvollen Spruch der Gegenwart? Ich kannte ihn und dachte bei mir: „Warum nicht, was soll schon passieren?“ Einiges.

Ich will mal die These voranstellen, dass sich alle, aber auch wirklich alle, Vorurteile bestätigten, die landesweit über den Bau kursieren. Ich möchte dies im folgenden exemplifizieren. Um den Text nicht unnötig aufzublähen, werde ich in den nächsten Zeilen die Mitglieder des Stammes der Bauarbeiter mit „Bernd“ bezeichnen, da dies zum einen der passendste Name für diese Spezies ist und zum anderen heißt eine nicht unbeträchtliche Zahl von diesen possierlichen Tierchen tatsächlich so.
Zunächst bleibt festzuhalten, dass auf dem Bau grundsätzlich die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Das kann dann schon mal dazu führen, dass ein „Altbernd“ (langverdienter Mitarbeiter auf dem Bau) den Auftrag gibt, in einem komplett neu renovierten Badezimmer die Tapete abzureißen. Den Gesichtsausdruck vom „Malerbernd“ beim Anblick der nun wieder kahlen Wände werde ich wohl nie vergessen.

Sie dachten immer: „Bauarbeiter, die sind doch alle doof.“ Stimmt.
Aber es gibt auch im Land der Doofen noch Abstufungen. Obwohl es natürlich dann noch innerhalb der einzelnen „Fachgebiete“ Unterschiede gibt, lässt sich verallgemeinernd folgende Reihenfolge festlegen: Die Letzten sind die Maurer (was die wirklich machen, weiß niemand), es folgen die Gerüstbauer (dicke Oberarme, aber auch genauso viele Bretter vor dem Kopf, wie sie täglich transportieren), Dachdecker (die Höhe bekommt eben nicht allen Körperteilen), Trockenbauer (Sauerstoffarmut führt also doch zu Gehirnschwund), Gaswasserscheißetypen (ordentlich Rohre verlegen, wa?), Fliesenleger (hauen die sich eigentlich die Kacheln jeden Abend vor dem Schlafengehen gegen den Kopf?), Maler (immer diese Farbgerüche direkt einzuatmen kann nicht gut sein), Elektriker (o.k., die spielen mit ihrem Leben, die wissen halbwegs was sie tun, sind aber richtig faul). Der eine oder andere Vertreter einzelner Zünfte kann selbstverständlich diese Hitliste stürmen und selbst die Maurer von der Spitzenposition stürzen. Etwas vernachlässigt habe ich bis zur dieser Stelle die Hilfsarbeiter, die in allen Bereichen arbeiten und deren Bandbreite vom Totalidioten bis zum Studenten (Wer das wohl war?) reicht. Allen diesen Menschen muss natürlich bestätigt werden, dass sie von den einfachen Handgriffen, die sie da alltäglich ausüben, richtig Ahnung haben. Ist aber auch verständlich, wenn man jeden Tag genau fünf Handbewegungen auszuüben hat. Die Probleme entstehen erst, wenn was geplant werden muss, also mindestens einen Schritt voraus gedacht werden müsste oder wenn „fachbereichsübergreifend“ gearbeitet wird. Eine ganz schlimme Situation für Bernd, Andi und Co. entsteht auch dann, wenn mal was nicht so ist, wie sonst immer. Sozusagen abweichend von der Norm. Da wird erst mal eine halbe Stunde lamentiert und dann der Meister geholt, der nachfolgend auch nur die Faselfunke zückt, um die Bauleitung zu befragen.

Schlimm sind auch die Sprachprobleme auf dem Bau. Ich meine jetzt nicht das multikulturelle Gespräch zwischen Engländern, Polen und Russen, nein, was mir vorschwebt, sind die Sprachentgleisungen des Sächsischen. Ja, ich hatte das große Glück, dass 85 Prozent der Bernds aus dem tiefstem Erzgebirge kamen. Da man sich aber verständigen muss, habe ich dann schnellstens die Fremdsprache erlernt, weil meine Gegenüber nun wirklich nicht fähig waren, mit mir in deutscher Sprache zu kommunizieren. Dies durfte ich in zwei „Abteilungen“ feststellen, wobei ich sagen muss, dass die Maler, im Gegensatz zu den Gaswasserscheißetypen, wenigstens dem Deutsch noch nahe kamen.

Anfangs hatte ich vier Wochen meinen „Hilfsbernd“ im Malerbereich, wobei unser Einatzgebiet weit vom Streichen und Tapezieren entfernt war. Wir rissen, weichten und kratzten schlichtweg Tapete ab.

Wenn man so ein Einzelschicksal tagtäglich vor Augen hat, dann ist es eben nicht mehr die graue Masse von Bernds. Nicht dass er mir leid tat, aber gewundert habe ich mich schon. Der Mann war Mitte vierzig, wog mindestens 150kg, stank bestialisch und war so richtig doof. Der gute Mann hat mir tatsächlich mal vom “Glöckner von Rotterdam“ erzählt. Beeindruckend!

Völlig vernarrt in seinen Job als Tapetenabkratzer, nahm er mir allerdings auch eine Menge Arbeit ab, wodurch ich ihn in folgenschwere Gespräche verwickeln konnte. Irgendwie kam dann doch raus, dass ich Student bin, was ich eigentlich tunlichst vermeiden wollte, und da hat er jeden Tag mindestens dreißig Mal, wenn mir was um- oder runtergefallen ist, gesagt: „Siehste, weil du studiert hast.“ Das stresst irgendwann. Da habe ich ihm dann als Dankeschön erzählt, wie das so ist, da draußen in der großen weiten Welt. Woraufhin er, wie ich glaube bemerkt zu haben, begriffen hat, wie bescheiden sein Leben gelaufen ist.

Ein ganz besonderer Höhepunkt war für mich herangereift, als ich den kulturellen Mittelpunkt einer jeden Handwerkergruppe betreten durfte: Den Furzwagen. Das sind diese einachsigen, meist dreckig orange oder grün schimmernden Metallwagen mit zweifelhaftem Nummernschild, aus denen Laute klingen, die sonst nur im Tierpark zu belauschen sind. Der lustige Wagen kommt zu seinem Namen, weil es keinen Bernd gibt, der darin nicht seine Flatulenzen loslässt bzw. die des anderen einatmen muss. Außerdem ist im Furzwagen stets der Vorrat an Bier für die nächste Mittagspause angelegt. Denn der Bau ist der einzige Wirtschaftszweig, in dem die Pilssuppe noch zwingend zum Mittag gehört.

Im Furzwagen wird sich in der Frühe getroffen, die Mittagspause verbracht oder einfach mal zwischendurch eine dieser unzähligen Kunstpausen eingelegt, die Bernd nicht nur den Tag verkürzen, sondern den Bau an sich auch so sündhaft teuer gestalten. Würde die Horde von Bernds nämlich nur eine Woche im Monat richtig durcharbeiten, könnte der Preis für Bauvorhaben wahrscheinlich um die Hälfte gesenkt werden. Stattdessen gibt es in der Kalkulation von Architekten sowie Bauherren schon den sogenannten „Berndfaktor“. Gemeint sind damit Ruhepausen exorbitanter Länge, Schlampereien aller Orten sowie Schadensersatzansprüche vom jeweiligen Bundesland, da jede Grünfläche, jeder Baum und Strauch durch mutmaßlichen Zerstörungswillen schlicht dem Erdboden gleich gemacht wird und das Grundwasser durch weggegossene Restmaterialien gründlich versaut wurde.

Ich habe noch nicht berichtet von der animalischsten aller Tätigkeiten des Bernds. Ich spreche nicht vom Gang zum „Dixiklo“, obwohl sich auch dort durchaus tiefe Abgründe auftun können, nein, es soll vom Frauenangeifern die Rede sein. Dieses Hinuntergrölen, Pfeifen oder gar Styroporplattenwerfen auf Frauen jedweden Alters von sechs bis sechzig. Jede Frau wird es wohl schon erlebt haben, aber die wenigsten dürften auf diese plumpe Anmache reagiert haben. Aber Bernd kann noch Wochen danach davon berichten, wenn sich tatsächlich mal eine umgedreht hat, egal ob aus Empörung oder weil sie sich einfach das Gesicht merken wollte von dem Typen, dem sie demnächst eine Horde vollemanzipierter Altjungfern auf den Pelz jagen wird.

Am beeindruckendsten auf dem Bau sind aber die Werkzeuge: Bernds Lieblinge. Ich spreche jetzt nicht von den alltäglichen Teilen, die man auch an der Werkbank des eigenen Vaters finden kann. Nein, was ich im Sinn habe, sind riesige Schlagbohrmaschinen, Sägen und 25kg Vorschlaghammer. Sie heißen bei Bernd entsprechend der Hersteller: HILTI, FLEX, HITACHI oder einfach Klopper.

Lustig ist auch, dass einem diese Teile zwar ausgegeben werden, aber niemand sie erklärt, sofern nötig. Deshalb laufen auch auf dem Bau so viele Bernds, wie die Figuren in Comics, mit nur acht Fingern herum.
Bemerkenswert sind auch die Zeitgenossen, die mit Sportschuhen ihr Unwesen auf dem Bau treiben. Meistens sieht man sie dann am nächsten Tag stark humpelnd oder nie wieder.

Es gilt zu bemerken, dass es auf dem Bau klatsch- und tratschtechnisch weitaus schlimmer zugeht, als bei Omakuchenkränzchengesellschaften. Nachdem die Nachricht die Runde gemacht hatte, dass ich ein Student bin, war es wieder da, das alte Vorurteil: „Die Gelehrten können ja nüscht mit die Hände!“ Den Gegenbeweis habe ich dann mit Aktionen bewiesen, wie etwa lustige zwanzig Säcke mit je 40kg Estrichbeton Inhalt, in die vierte Etage zu befördern oder mit einer überdimensional großen FLEX Regenrinnenrohre aus den frühen 30´ er Jahren abzutrennen. Da hält dann selbst Bernd mal für einen Tag die Fresse, weil er froh ist, dass er diesen Sch... nicht machen muss.

Apropos Bernd: Ich dachte immer, dieser fast kahlrasierte Fitnesstyp mit dickem Oberarm, Ohrring und Wadentattoo, den man in jeder ostdeutschen Disko kaum übersehen kann, ist der wahre Bauarbeiter, doch weit gefehlt. Denn der soeben beschriebene Typ ist auf dem Bau gerade mal dazu da, um Dreck wegzuräumen, den sogenannten Abriss zu bewerkstelligen und Bier zu holen. Keineswegs ist er für irgendetwas Konstruktives zuständig, da dies nur der wahre Bernd darf. Der ist nämlich mindestens 40 Jahre alt und weiß so ungefähr, was zu tun ist, denn er hat ja oft genug zu gesehen.
Überhaupt ergibt sich die Rangliste auf dem Bau nicht nach Leistung und Befähigung, sondern nach Jahren, die man schon dabei ist.

Wenn ich mich jetzt noch über die bekloppten Trockenbauer, die faulen Elektriker, die total inkompetenten Fassadenmaler, die ohne Systematik arbeitenden Maler usw. aufregen wollte, dann bekäme dieser Bericht epische Länge, die Sie, geneigter Leser, sicher nicht entzücken würde. Doch die paar Worte gebe ich Ihnen noch mit auf den Weg:
Wenn Sie mal wieder ohne Verstand und Engagement für einen Hungerlohn zehn Stunden am Tag arbeiten wollen, dann gehen Sie ruhig für ein paar Wochen auf den Bau. Da Sie jetzt aber meinen Bericht gelesen haben und Ihnen nichts anderes widerfahren wird, können Sie es auch sein lassen und statt dessen, so wie ich, mit einem breiten Lächeln an diesem Ort vorbeiziehen, der dem braven Bürger unter dem Namen Baustelle bekannt ist, ich nenne ihn schlicht: Bernds Welt.

Karsten Görsdorf, Berlin, Mai/Juni 2000

Donnerstag, 18. Januar 2007

Sturmwarnung!

Achtung, aufgepaßt! Mit unverminderter Wucht braust in diesen Stunden der Orkan "Kyrill" über Deutschland hinweg. Besonders unangenehm: Der Sturm reiß nicht nr einzne Bchstbn aus Sätzn, sond zerfetzt mnchml auc ganze Sät

aus gegebenen Anlass abgeschrieben von: Titanic

Einrichtungsstil trifft Kaffeegenuss

Der Kaffee war neben dem Bier schon immer das Lieblingsgetränk der Deutschen. Aber erst in den letzten Jahren ist das öffentliche Genießen der aufgebrühten Bohne zum Lifestyle avanciert. In allen Stadtzentren landauf, landab sprießen sie aus dem Boden: Die Kaffeehäuser. Oder besser gesagt: Die Kaffeetrinkerabfertigungsbuden. Ausgefragt und bedient steht der Kunde nach geraumer Wartezeit schon wieder vor der Tür, wenn er nicht das Glück hatte, einen der wenigen Plätze zu erhaschen. Der Hauptgewinn in der Sitzplatzlotterie ist der Fensterbarplatz. Aufgereiht wie Papageien in der Voliere sitzt dann der geneigte Kaffeegenießer und wird von den draußen vorbeieilenden Mitmenschen angestarrt oder gar belächelt.

Schön, wenn es auch anders ginge. Geht es auch. Seit einiger Zeit kann sich jeder Kaffeeliebhaber in der Lavazza Caffè Espresso Bar in der Friedrich-Ebert-Straße 91 in stilvollem Ambiente dem Genuss seines Lebenselixiers hingeben. Bars mit dem Schriftzug Lavazza gibt es schon in Frankfurt am Main, Düsseldorf, Heidelberg, Mannheim und Berlin. Nun also auch in Potsdam in unmittelbarer Nähe zum holländischen Viertel. Hier lässt sich bei italienischem Flair aus der umfangreichen Kaffeekarte das passende Getränk zum richtigen Anlass auswählen. Für diese Suche stehen über vierzig Kaffeeprodukte parat: Egal ob Aufwärm-, Munterwerden- oder Unterhaltungskaffee.

Da der Genussmensch auch gerne länger am Ort verweilt, sind nicht nur siebzig wunderbare Sitzplätze, sondern auch eine ansprechende Speisekarte vorhanden. Ihr wohnen Angebote von italienischen Spezialitäten, wie Antipasti und Panini sowie sättigende Hauptgerichte inne. Dazu bietet die Kuchentheke selbst für Feinschmecker ein überragendes Angebot.

Weil aber zum Gesamterlebnis Kaffeegenuss auch ein wenig Livemusik nötig ist, sind in der Lavazza Espresso Bar regelmäßige Jazz-Matinees geplant. So wird die Friedrich-Ebert-Straße vielleicht bald in einem Atemzug mit traditionellen Kaffeehäusern in Wien oder Mailand genannt werden. Die neue Nummer eins in Potsdams Barlandschaft ist sie wohl schon.

Karsten Görsdorf

Sonntag, 14. Januar 2007

Science Fiction

Am Sonnabend - gestern also - hat die Scientology-Kirche ihre Deutschlandzentrale eingeweiht. In Berlin. In der Otto-Suhr-Allee. Im Vorfeld wurde viel Wirbel gemacht, Kritiker regten sich auf, Scientology sei keine Kirche, sondern eine macht- und profitorientierte Organisation, die ihre Mitglieder einer Gehirnwäsche unterzieht.

Ich als kritischer Bürger bin gestern vor Ort gewesen, in der Otto-Suhr-Allee. Dort sollte endlich einmal Klartext gesprochen werden! Die auf der Straße anwesenden Scientologen redeten immer zu zweit auf die anwesenden Kritiker ein. Auch auf mich. Sie sagten, sie hätten Tom Cruise das Leben und Schreiben beigebracht und John Travolta das Tanzen.

"Und was ist mit der Gehirnwäsche?" fragte ich laut.

Jesus Incorporated

Es gäbe keine, antworteten beide einstimmig und äußerst freundlich. Nur einen Persönlichkeitstest. Und den könne ich heute selbst und kostenfrei ausprobieren. Meine Chance, denen würde ich es zeigen! Ich sagte zu und machte mit. In einem abgedunkelten Raum wurde ich an einen Lügendetektor angeschlossen. Da plötzlich erkannte ich meinen Irrtum und die Freundlichkeit dieser Gläubigen, die mir doch nur helfen wollten.

Der Persönlichkeitstest deckte mir ganz klar alle meine Fehler auf: Ich bin grundsätzlich zu misstrauisch und zu sehr an Besitz orientiert. Auch könne ich nicht richtig lesen, schreiben und tanzen. Sie hatten recht - das war ich! Scientology erklärte sich jedoch sofort bereit, gemeinsam mit mir an mir zu arbeiten. Sie gewährten mir einen zinsgünstigen Kredit, damit ich meine Aufnahmegebühr an die Kirche sowie die zukünftig anfallenden Seminarkosten bestreiten könne. Was für nette Menschen!

Komm auch DU zu UNS und werde Scientologe!
Euer Alex Hubbard

Montag, 8. Januar 2007

nur Wortschlangenunsinn

1.Wort: SEEeinflussSCHNELLlammMUSSschneeENGPASSschlossSINNneutrum

2.Wort: ZINNnussSCHIFFfortschrittTEEeinzelbettTRUPPprozessSTALLluke

3.Word: ALLEEeinlassSTAMMmüllLEBENSDURCHSCHNITTtrittTELEPHONANSCHLUSSspann-NACHLASSsättigung

4.Word: KOMPLOTTtyrannNARRriffFETTtourneeEINGRIFFfassSTAUDAMMMmauer

Donnerstag, 21. Dezember 2006

Triologie "Aus Stärke" (Part 3) "Rede"

Lasst mich zu Wort kommen, meine Zuhörer:

Was vergangen, kann niemals mehr wirklich sein.
Doch das, was bleibt,
ist für die Ewigkeit.


Spürt Ihr denn nicht das Feuer in euren’ Herzen,
wie es jedes noch so winzige Molekül versenkt,
das ist nicht normal, das ist ein Talent!

Fühlt Ihr denn nicht die Reinheit der Luft,
wie sie mit jedem neuen Atemzug euren’ Körper belebt
und somit euren’ Brustkorb von neuem hebt?

Das, meine Krieger, lohnt zu kämpfen!
Ich frage Euch:
Seid Ihr Feiglinge, seid Ihr etwa zum Sterben bereit?
Oder habt Ihr noch nicht den Ursprung vergessen und seid
und seid bereit euren Weg zu gehen.

Wir brauchen keinen Führer, wir führen uns selbst!
Wir glauben nicht an Gott, wir glauben an uns selbst!


Was früher zählte, bedeutet heute umso mehr.
Doch das, was ist gescheit,
bleibt zumeist in Verborgenheit.


Spürt Ihr denn nicht die Kraft eures Blutes,
wie es durch eure unzähligen Adern rinnt
und Ihr dadurch die Krankheiten bezwingt?

Fühlt Ihr denn nicht die Stärke eures’ Willens,
wie er die wahre Seele eines Menschen in Erinnerung behält,
und ihn somit darauf aufmerksam macht für das, was zählt?

Wir sind die, die sich Tag für Tag schinden;
wir sind die, die die eignen Grenzen überwinden.
Niemand wird je wieder so etwas finden.
Es liegt an uns, die Fesseln loszubinden.


Hört die innere Stimme, folgt ihr und arbeitet für eine bessere Welt!
Denn die Zukunft beginnt nicht in der Ferne, sondern bei uns selbst.
Deshalb, meine Krieger:
Schützt euren’ Seelenfrieden, wenn alle anderen verzweifeln;
bewahrt eure’ Ruhe, wenn alle anderen schreien;
denn wir sind alle friedliebende Menschen.


Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Triologie "Aus Stärke" (Part 2) "Wie wir sind"

Unser Leben für das Königreich* !

Wahrer Mut liegt in unsren’ Herzen, meine Krieger;
Dadurch bleiben wir auch beim Untergang die Sieger !

Unser Leben für das Königreich* !

Mit Mut und Aufrichtigkeit ziehen wir in die Schlacht;
Feigheit und Lügen haben noch nie etwas gebracht !

Unser Leben für das Königreich* !

Wir kämpfen mit der Macht der naturellen Kraft;
Dass hat bis jetzt noch nie jemand geschafft !

Unser Leben für das Königreich* !

Ausdauernd schreiten wir hindurch, durch das Leben;
Der Hang zum Fantastischen sei uns vergeben !

Unser Leben für das Königreich* !

Durch Angst und Traurigkeit gewinnen wir an Stärke;
Niemand zuvor besaß ein solches Maß an Härte !

Unser Leben für das Königreich* !

Vielen Dank, meine Freunde !!!



* = Symbol für Natur

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